Viele Arbeitgeber möchten sich auf Kununu gegen gewisse negative Bewertungen zur Wehr setzen. Dies entweder selbst oder auf juristischem Wege durch Einschaltung eines spezialisierten Rechtsanwalts.
Hierbei werde ich, der ich häufig mit diesen Fallkonstellationen konfrontiert sind, auf den Straftatbestand der Verleumdung angesprochen. Inwieweit die Verleumdung auf Kununu eine Rolle spielt, möchte ich im Folgenden darlegen und stehen für Rückfragen gern zur Verfügung.
Straftatbestand der Verleumdung verstehen!
Bevor ich Ihnen die Fallkonstellationen der Verleumdung in Bezug auf Kununu darlegen, möchte ich Ihnen überblicksartig ein Grundverständnis des Straftatbestands der Verleumdung gem. StGB vermitteln. Denn nur so können Sie selbst prüfen, ob jemand Sie auf Kununu verleumdet oder nicht.
Gem. § 187 StGB wird Verleumdung wie folgt verstanden:
Wer wider besseres Wissen in Beziehung auf einen anderen eine unwahre Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder dessen Kredit zu gefährden geeignet ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Einzelne Voraussetzungen der Verleumdung durchblicken!
Hier sind also mehrere Voraussetzungen genannt, die vorliegen müssen, damit der Straftatbestand der Verleumdung einschlägig ist. Zunächst steht dort „wider besseres Wissen“, was bedeutet, dass der Täter hier auch tatsächlich vorsätzlich in dem Sinne handelt, dass er genau weiß, dass das, was er behauptet, falsch ist. Dies ist nicht immer so.
Oft behaupten Menschen unwahre Dinge und gehen davon aus, dass diese richtig sind. Dann wäre dies keine Verleumdung – das ist wichtig zu verstehen! Das bessere Wissen gehört zum Straftatbestand.
Weiter heißt es, dass eine unwahre Tatsache behauptet oder verbreitet werden muss. Es geht bei Verleumdung auf Kununu daher nicht um irgendwelche Aussagen, sondern nur um unwahre Tatsachenbehauptungen. Abzugrenzen hiervon sind Werturteile. Beispiele hierzu folgen unten.
Es reicht jedoch nicht, wider besseren Wissen unwahre Tatsachen zu behaupten. Um eine Verleumdung zu tätigen, müssen die wider besseren Wissen behaupteten unwahren Tatsachen auch geeignet sein, die Person, über die diese Dinge verbreitet werden, verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen, oder den Kredit zu gefährden.
Es reicht also nicht, dass Autor*innnen in Rezensionen per se unwahre Tatsachenbehauptungen aufstellen. Diese müssen eine gewisse Wirkung mit sich bringen, um eine Verleumdung darzustellen.
Beispiele für Verleumdung auf Kununu!
Auf Kununu kann es durchaus zu Verleumdungen kommen. Dies insbesondere dann, wenn jemand Personen dort namentlich nennt, was meiner Erfahrung nach sehr oft der Fall ist. Nicht selten werden Kollegen oder Vorgesetzte namentlich genannt oder sonst wie identifizierbar erwähnt. Der Personenbezug wäre hiermit problemlos gegeben.
Ein Beispiel für eine Verleumdung auf Kununu wäre diese Aussage:
„Der Chef Herr Müller schreibt den jungen Mitarbeiterinnen nach Feierabend bei Whatsapp, um sie zu privaten Treffen zu nötigen.“
Falsch unwahr und bewusst ausgesagt, ist Löschen möglich!
Wenn dies nicht wahr ist und die bewertende Person das auch weiß, handelt es sich um Verleumdung auf Kununu. Denn die Autor*in der Rezension erwähnt eine Person („Herr Müller“), über sie gesagt, sie tue etwas („schreibt jungen Mitarbeiterinnen (…) zu nötigen“), was nachweislich nicht stimmt. Diese Behauptung kann die betroffene Person in der Öffentlichkeit verächtlich machen (was bei dieser Behauptung hier definitiv der Fall wäre, da Belästigung suggeriert wird).
Da in unserem Beispiel die bewertende Person auch weiß, dass Herr Müller sowas nicht tut, ist das „wider besseren Wissen“ auch gegeben.
Keine Verleumdung wäre hingegen die folgende Aussage auf Kununu:
„Der Chef Herr Müller ist das größte A…loch der Welt!“
Hier ist zwar auch eine Person gemeint. Die Autor*innen machen diese durch die Aussage in der Öffentlichkeit verächtlich, allerdings handelt es sich nicht um eine unwahre Tatsachenbehauptung. Die Bezeichnung als „A…loch“ ist keine Tatsachenbehauptung, sondern ein Werturteil.
Verleumdung bezieht sich jedoch nicht auf Werturteile, hierfür wäre der Straftatbestand der Beleidigung einschlägig. Insofern stellt dieses Beispiel, auch wenn es hart erscheinen mag, keine Verleumdung im strafrechtlichen Sinne dar. (Dennoch kann hiergegen juristisch vorgegangen werden.)
Meine Praxiserfahrung bei Bewertungen!
Meine Mandant*innen sprechen mich bei Bewertungssituationen auf Kununu häufig darauf an, ob nicht eine Strafanzeige wegen Verleumdung sinnvoll wäre. Wenn Verleumdung vorliegt, kann dies tatsächlich erwogen werden, allerdings muss beachtet sein, dass eine strafrechtliche Auseinandersetzung ein enormes Eskalationspotenzial in sich birgt.
Häufig lassen sich heftige Bewertungen auf Kununu nämlich bereits außergerichtlich im Dialog mit Kununu problemlos löschen, sodass es im Grunde für eine Strafanzeige keine Dringlichkeit mehr gibt. Selbstverständlich stelle ich für meine Mandant*innen auch eine Strafanzeige, wenn dies gewünscht ist, meistens finde ich jedoch effektivere Wege, den Außenauftritt auf Kununu „in den Griff“ zu bekommen.
Sehr geehrter Herr Feil,
gestern habe ich per Mail, weitergeleitet von Google, eine Abmahnung eines Unternehmens bekommen, welchem ich eine negative Bewertung geschrieben habe. Die gleiche Bewertung habe ich auf Kununu eingestellt.
Die Vorwürfe sind: Eingriff in den eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb, Fehlende Kundeneigenschaft, Falsche Tatsachenbehauptungen, Fehlende Tatsachengrundlage, Verstoß gegen die Richtlinien für von Maps-Nutzern und die Forderung besteht in zivilrechtlichen Unterlassungsansprüche (inklusive Kostenübernahme der „empfindlich hohen anwaltlichen Kosten solcher Abmahnungen“).
Bei dem Google-Konto habe ich nicht meinen Echtnamen verwendet, und ich glaube auch nirgends echten persönlichen Daten angegeben – ändert das etwas? Bei Kununu ist die Bewertung sowieso anonym, da steht einfach nichts. Muss Kununu die Daten herausgeben? Was ist, wenn Kununu meine Daten preisgibt?
Bin ich dazu verpflichtet, die negative Bewertung zu löschen/verändern und muss ich wirklich die Anwaltskosten tragen?
Im Schreiben des Unternehmens steht eine Frist bis Freitag, die von Google formulierte endet Montag.
Vielen Dank für die Erstberatung, mit freundlichen Grüßen
Guten Tag,
da Ihre Angelegenheit eilig ist, melde ich mich umgehend telefonisch bei Ihnen zurück.
Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Thomas Feil