Kann man eine Kununu Bewertung nachverfolgen? Möglichkeiten und Grenzen

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Schlecht bewertete Arbeitgeber spielen mit dem Gedanken, die bewertende Person in irgendeiner Weise ausfindig zu machen – durch Tricks oder juristische Schritte. Mir wird in meiner Beratungspraxis oft die Frage gestellt, ob eine Kununu Bewertung nachverfolgt werden kann, und wenn ja, ob ich dies in die Wege leiten können.

In diesem Blogbeitrag möchte ich aufzeigen, weshalb das Nachverfolgen in diesen Fallkonstellationen oft nicht zielführend oder gar unmöglich ist. Dennoch gibt es Fälle, in denen eine Nachverfolgung Sinn machen kann und auch versucht werden sollte.

Nachverfolgen durch Analyse des Inhalts und weiterer Umstände

Grundsätzlich verraten bewertende Personen oftmals durch den Zeitpunkt ihrer Bewertung auf Kununu und den Inhalt, sowie den Sprachstil sich selbst. Wer beispielsweise einen Tag nach dem Erhalt der Kündigung einen negativen Eintrag veranlasst, wird zugeben müssen, dass hier die Nachverfolgung sehr leicht durch einfaches Nachdenken und Zusammenzählen von eins und eins erfolgreich umgesetzt werden kann.

Auch die Art und Weise der Arbeitgeberbewertung, sowie die preisgegebenen Inhalte offenbaren oftmals die Personen, die hinter einem solchen Eintrag stecken. Meine Mandanten teilen mir oft mit, dass sie genau wissen, wer die Arbeitgeberbewertung geschrieben hat, da keine andere Person diese Informationen hatte oder diese Meinungen vertrat.

Bewertungen löschen

Allerdings gibt es auf diesem Wege oft Verwechslungen und vor Gericht würden solche Verdachtsmomente nicht automatisch als Beweis gelten. Wer klug und anonym eine Bewertung auf Kununu verfasst, insbesondere also identifizierende Merkmale in der Arbeitgeberbewertung auslässt oder clever kaschiert, kann auf diesem Wege nicht erfolgreich nachverfolgt werden.

Datenherausgabe von Kununu verlangen? Geht das?

Um den Verfasser einer Bewertung nachzuverfolgen, könnte man auf die Idee kommen, die bei Kununu hinterlegten Daten heraus zu verlangen. In der Tat geschieht dies häufig, ich werde oft auf die Datenherausgabe angesprochen, oder meine Mandanten teilen mir mit, dass sie bereits erfolglos Daten von Kununu verlangt hatten.

Die Datenherausgabe scheitert meist bereits an einem einfachen Faktum. Wer bei Kununu eine Bewertung schreibt, insbesondere eine schlechte Bewertung, wird sich zuvor gut überlegt haben, mit welchen Daten er/sie sich angemeldet hat. Will heißen: Ich gehe davon aus, dass sehr oft Fake-Daten bei Kununu eingegeben werden, sodass eine Datenherausgabe – selbst wenn Kununu dies tatsächlich umsetzt – nicht die echten personenbezogenen Daten der verfassenden Person ergeben würde.

IP-Adresse nicht so eindeutig, wie oft angenommen

Anders als oft angenommen, ist auch eine IP-Adresse kein eindeutiges Indiz dafür, dass diese oder jene Person einen Inhalt im Internet veröffentlicht hat. Eine IP-Adresse identifiziert nur den Anschlussinhaber, nicht den Täter. Über eine IP-Adresse kann durchaus ohne Wissen des Anschlussinhabers eine andere Person Tätigkeiten im Internet begehen. Das bedeutet, dass selbst eine nachverfolgte IP-Adresse Ihnen nicht sicher den Täter mitteilen könnte.

Außerdem ändert sich bei vielen Geräten nach 24 Stunden die IP-Adresse und die Telekommunikationsanbieter speichern die IP- Adresse mit der Verknüpfung zu dem Anschlussinhaber nur eine kurze Zeit. Die Telekom beispielsweise speichert die Verknüpfung nur sieben Tage. Dann kann nicht mehr nachvollzogen werden, wer zu einem bestimmten Zeitpunkt eine IP-Adresse gehabt hat.

Darüber hinaus wehrt sich Kununu gegen eine Datenherausgabe grundsätzlich und meiner Ansicht nach auch zu Recht. Gemäß geltendem Datenschutzrecht darf Kununu personenbezogene Daten nicht einfach so herausgeben – selbst bei harschen Kritiken oder sogar strafrechtlich relevanten Inhalten.

Eine Herausgabepflicht von Kununu besteht in den allermeisten Fällen nur gegenüber Behörden, nicht gegenüber den bewerteten Unternehmen.

Juristisches Nachverfolgen einer Kununu Bewertung

Auf juristischem Wege kann ein Nachverfolgen durchaus Sinn machen und versucht werden. Dies aber nur in Fällen, in denen strafrechtlich relevante Inhalte veröffentlicht worden sind, die geahndet werden müssen.

Klassisches Beispiel hierfür wäre eine konkrete Bedrohung oder eine Beleidigung in einer Bewertung auf Kununu. Die mögliche Datenherausgabe von Kununu erfolgt jedoch auch in solchen Fällen nicht unmittelbar an das bewertete Unternehmen, sondern an die Staatsanwaltschaft.

In den Fällen, in denen Kununu die Daten an die Staatsanwaltschaft herausgeben würde, damit die verfassende Person nachverfolgt werden kann, wären jedoch ohnehin die Fallkonstellationen, in denen Kununu eigenständig den Inhalt vom Portal löschen würde. Insofern ist es oft so, dass sich ein Nachverfolgen gar nicht lohnt, da die betreffenden Inhalte ohne Probleme entfernt werden können.


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Rechtsanwalt Thomas Feil in den Medien

6 Kommentare zu “Kann man eine Kununu Bewertung nachverfolgen? Möglichkeiten und Grenzen
  • 28. Mai 2021 um 09:24 Uhr
    Firand Fercuc says:

    Lieber Herr Rechtsanwalt Feil,
    kann Kununu meine Daten an meinen Chef herausgeben? Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass mein Chef nun die Kununu-Bewertungen prüfen lässt und dagegen vorgehen will. Ich möchte vermeiden, hier in Schwierigkeiten zu kommen. Ist auf Kununu Verlass?
    Liebe Grüße
    Firand Fercuc

    • 28. Mai 2021 um 09:44 Uhr

      Guten Tag Frau Fercuc,

      Kununu darf nur im Ausnahmefall Daten herausgeben. Es kommt sehr darauf an, was genau Sie in der Bewertung geschrieben haben.

      Ich melde mich per Mail bei Ihnen.

      Mit freundlichen Grüßen
      Rechtsanwalt Thomas Feil

  • 20. Mai 2021 um 09:01 Uhr
    A. Wild says:

    Hallo Herr Feil,
    meine Daten wurden von einem Bewertungsportal an den Arbeitgeber weitergegeben – zumindest irgendetwas. Denn ich musste bei Kununu einen Arbeitsnachweis hochladen (“Tätigkeitsnachweis”), das war meine Gehaltsabrechnung. Ich weiß aber aus zuverlässiger Quelle, dass mein ehemaliger Arbeitgeber bei Kununu sehr hinterher ist, um negative Einträge zu löschen. Nachdem ich den Tätigkeitsnachweis bei Kununu eingereicht habe, schrieb mich mein ehemaliger Arbeitgeber wegen der schlechten Bewertung an und stellte Fragen, drohte mit Rechtsanwalt etc. Durfte Kununu meine Daten einfach so herausgeben? Oder stöchert mein Arbeitgeber auf gut Glück alle in Frage kommenden Personen ab? Bitte um Auskunft
    Danke!
    A. Wild

    • 20. Mai 2021 um 09:30 Uhr

      Guten Tag,

      inwieweit Ihre Daten weitergegeben worden sind, kann ich nicht beurteilen. Hierfür müssten datenschutzrechtliche Auskunftsansprüche gegenüber Kununu durchgesetzt werden – denn Ihre Datenweitergabe an sich ist schon ein Verarbeiten personenbezogener Daten. Das lässt sich daher durchaus herausfinden. Dass Arbeitgeber aber überprüfen möchten, ob Bewertungen auf Kununu echt sind, ist legitim:

      https://www.anwalt.de/rechtstipps/sind-alle-kununu-bewertungen-echt-wie-verlaesslich-ist-kununu_158530.html

      Denn dort sind durchaus auch unzulässige Bewertungen zu finden, gegen die sich Arbeitgeber zu Recht wehren dürfen.

      Einfach so darf Kununu Ihre Daten jedoch nicht herausgeben und tut es unserer Erfahrung nach auch nicht. Es kommt darauf an, was Sie denn in der Bewertung geschrieben haben (strafbare Inhalte?).

      Mit freundlichen Grüßen
      Rechtsanwalt Thomas Feil

  • 15. März 2021 um 09:12 Uhr
    M. Schneider says:

    Guten Tag Herr Rechtsanwalt Feil,
    wir möchten eine Kununu-Bewertung nachverfolgen. Einen Verdacht, wer der Verfasser ist, haben wir natürlich auch, aber wir wollen das anständig ermitteln und zur Anzeige bringen. Können Sie uns dabei helfen?
    Mit freundlichen Grüßen
    Maren Schneider

    • 15. März 2021 um 11:57 Uhr

      Guten Tag Frau Schneider,

      vielen Dank für Ihre Anfrage zu Kununu. Ich melde mich telefonisch bei Ihnen zurück.

      Mit freundlichen Grüßen
      Rechtsanwalt Thomas Feil

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