Trading-Betrug, typischer Sachverhalt

Lesezeit: ca. 7 Minuten

Ich betreue eine Vielzahl von Geschädigten, die Opfer eines Online-Trading-Betruges geworden sind. Einige Geschädigte starten mit einer Investition von 250,00 Euro und merken dann, dass sie Opfer eines Betruges geworden sind. Andere Betroffene investieren deutlich höhere Beträge, bevor das Misstrauen wächst.

Typischer Sachverhalt eines Trading-Betruges

In den polizeilichen Ermittlungsakten wird bei einem Trading-Betrug von einer Straftat gem. § 263 Abs. 1 Strafgesetzbuch (StGB) ausgegangen. Bei den Ermittlungsbehörden wird der Trading-Betrug als Kriminalitätsphänomen „Cybertrading-Fraud“ mit der Abkürzung CTF beschrieben und zugeordnet.

Beim Trading-Betrug oder Cybertrading-Fraud handelt es sich um vermeintliche Verträge zwischen einem Geschädigten und einer angeblichen Handelsplattform oder Handelsfirma. Diese angebliche Handelsplattform oder der angebliche Online-Broker täuscht über das Internet eine tatsächliche Geldanlage vor.

Über Anzeigen auf verschiedenen Kommunikationskanälen wie Internetseiten, Facebookwerbung oder Anzeigen bei Online-Spielen, wird für diese Anlagemodelle geworben. Es werden attraktive Gewinne bereits bei einer ersten Einzahlung, und zwar nur 50,00 Euro, versprochen.

Dieser Betrag ist für viele ein „Risiko“ wert, sodass zumeist mit dieser eher geringen Startsumme ein erster Kontakt entsteht.

Arten von Trading-Betrug

Trading-Betrug kann in verschiedenen Formen auftreten, und es ist wichtig, sich dieser zu bewusst zu sein, um sich effektiv schützen zu können. Hier ist eine Übersicht über einige der häufigsten Arten von Trading-Betrug:

  1. Pump-and-Dump-Schemata: Diese Betrugsform beinhaltet das künstliche Aufblasen des Preises einer Aktie oder eines anderen Finanzinstruments durch irreführende oder übertriebene Aussagen. Sobald der Preis hoch genug ist, verkaufen die Betrüger ihre Anteile zu einem hohen Preis, was zu einem Preissturz führt und andere Anleger mit wertlosen Anteilen zurücklässt.
  2. Ponzi-Schemata: Bei einem Ponzi-Schema werden die Investitionen neuer Anleger verwendet, um Renditen für frühere Anleger zu generieren. Dies schafft die Illusion eines profitablen Geschäfts, obwohl kein echter Gewinn erwirtschaftet wird. Das Schema bricht zusammen, wenn nicht genügend neue Investoren gefunden werden können.
  3. Betrügerische Broker und Handelsplattformen: Einige Broker oder Handelsplattformen sind nicht legitim und können verschiedene betrügerische Aktivitäten ausüben, wie z.B. das Verschwinden mit Kundengeldern, das Manipulieren von Handelsdaten oder das Verweigern von Auszahlungen.
  4. High-Yield Investment Programme (HYIP): Diese Programme versprechen außergewöhnlich hohe Renditen in kurzer Zeit, sind aber oft verdeckte Ponzi-Schemata.
  5. Signalverkaufsbetrug: Hierbei verkaufen Betrüger angebliche Insiderinformationen oder “sichere” Handelssignale, die sich oft als falsch oder irreführend herausstellen.
  6. Forex-Betrug: Im Devisenhandel (Forex) gibt es verschiedene Betrugsformen, darunter Signalverkauf, betrügerische Broker und automatisierte Handelsprogramme, die unrealistische Gewinne versprechen.
  7. Binäre Optionen Betrug: Binäre Optionen sind an sich ein legitimes Finanzinstrument, aber es gibt viele betrügerische Plattformen, die manipulierte Handelssoftware verwenden, um Anleger zu täuschen.
  8. Kryptowährungsbetrug: Mit dem Aufkommen von Kryptowährungen sind neue Betrugsformen entstanden, einschließlich gefälschter ICOs (Initial Coin Offerings), Ponzi-Schemata mit Kryptowährungen und betrügerischer Handelsplattformen.
  9. Account-Hijacking: Hierbei erlangen Betrüger Zugang zu Handelskonten und führen ohne Zustimmung des Kontoinhabers Transaktionen durch.
  10. Churning: Dies bezieht sich auf die Praxis, bei der ein Broker absichtlich übermäßig handelt, um Provisionen zu generieren, was dem Kunden schadet.

Diese Übersicht zeigt, dass Trading-Betrug vielfältig und oft komplex ist. Es ist wichtig, sich ständig zu informieren und vorsichtig zu sein, um sich vor solchen Betrügereien zu schützen.

Bei Trading-Betrug erst E-Mail, dann Telefon

Reagiert ein Geschädigter oder eine Geschädigte auf die Werbung, wird zumeist auf einer weiteren Internetseite die Eingabe einer E-Mail-Adresse gefordert. Nach Eingabe der E-Mail-Adresse erfolgt der Erstkontakt mit dem Geschädigten per E-Mail. Die Betroffenen werden dann gebeten, eine telefonische Erreichbarkeit anzugeben.

Anschließend werden die Opfer eines Trading-Betruges unter der angegebenen Rufnummer von einem oder mehreren persönlichen „Finanzberatern“ aus eigens für diese Taten eingerichteten „Callcentern“ heraus kontaktiert. Den Callcenter-Agenten gelingt es häufig, durch geschickte Gesprächsführung die Opfer zu Einzahlungen in vermeintliche Geldanlagen zu bewegen.

Die Zahlungen des Geschädigten erfolgen in der Regel unter „Aufsicht“ des Finanzberaters. Teilweise erfolgen die Einzahlungen und auch die Registrierungen der betrügerischen Online-Broker unter direkter Mithilfe des Finanzberaters. Hierzu wird in nahezu allen Fällen ein Einverständnis der Betroffenen für die Nutzung einer Fernwartungssoftware, wie beispielsweise TeamViewer oder AnyDesk erfragt.

Alles Simulation beim Trading-Betrug

Den Geschädigten werden die Grundlagen der Investitionen erworbenen Anlageprodukte sowie die vermeintlichen Gewinne und Verluste auf einer professionell gestalteten Internetseite virtuell simuliert. Tatsächlich erfolgt zu keinem Zeitpunkt eine Geldanlage. Die durch die Geschädigten geleisteten Zahlungen werden auf unterschiedlichen Wegen weiter transferiert und dem Zugriff der Geschädigten zunächst vollständig entzogen.

Die anfänglich simulierten „Gewinne“ führen dazu, dass die Betroffenen sich bei einer erneuten Kontaktaufnahme durch den Finanzberater zu weiteren Investitionen bewegen lassen. Tatsächliche Auszahlungen der vermeintlichen Gewinne erfolgen in der Regel nicht.

Rückzahlung von Kleinbeträgen möglich

In meiner Beratungspraxis erlebe ich hier allerdings viele Ausnahmefälle. Teilweise werden Beträge von 100,00 Euro bis 1.000,00 Euro zurückgezahlt, je nach erstmaliger Investitionssumme. Damit soll bei den Opfern des Trading-Betruges Vertrauen geschaffen werden. Vielfach gelingt dies mit einer entsprechenden Auszahlung einer geringen Summe.

Nach den bisherigen kriminalpolizeilichen Erfahrungen zum Phänomen Cybertrading-Fraud ist davon auszugehen, dass Täter oder Täter-Gruppierungen ausschließlich aus dem europäischen Ausland oder auch außereuropäischem Ausland agieren. Die Tatbegehung erfolgt arbeitsteilig.

Die geleisteten Zahlungen werden in wenigen Fällen in Fiat-Währungen über verschiedene ausländische Konten weitergeleitet. In den allermeisten Fällen erfolgt die Umwandlung einer Fiat-Währung in eine Krypto-Währung im Schwerpunkt Bitcoins. Diese Krypto-Währung wird dann sofort über verschiedene Wallets weitergeleitet.

Aufgrund des Auslandsbezuges sind Ermittlungen nur mit einem erheblichen Aufwand möglich.

Trading-Betrug Verschleierung der Identität

Die Täter oder Tätergruppierungen nutzen verschiedene Verschleierungsmöglichkeiten, die nachfolgende Ermittlungen erschweren sollen. Beispielsweise werden gefälschte E-Mail-Adressen, Telefonnummern oder auch Angaben zu Internetseiten verwendet.

Aus den Ermittlungsverfahren ist mir bekannt, dass die Täter die Möglichkeit eines sog. VPN-Tunnels nutzen und sowohl den tatsächlichen Standort als auch die tatsächlichen Personendaten hierdurch verschleiern.

E-Mail-Adressen können Ermittlungsansätze enthalten. Aus dem sog. E-Mail-Header können gegebenenfalls Informationen ermittelt werden, die auf die Spuren der Täter führen.

Die meisten Telefonnummern, die Betroffene auf ihrem Handy oder dem Festnetz-Display sehen, sind manipuliert. Dazu nutzen die Täter ein sog. Anruf-Spoofing (Call-ID Spoofing). Ermittlungen zu den tatsächlichen Rufnummern und deren Nutzern verlaufen daher zumeist ergebnislos. Die genutzten Rufnummern stellen somit keinen Ansatz zur Erlangung von Echtpersonalien dar.

Die Fernwartesoftware, die die Täter zur Unterstützung der Betrugsopfer nutzen, kann Hinweise auf IP-Adressen enthalten. Hieraus ergeben sich weitere Ermittlungsansätze.

Wie sind die Erkennungsmerkmale von Trading-Betrug?

Das Erkennen von Betrug im Trading-Bereich ist entscheidend, um sich vor finanziellen Verlusten zu schützen. Hier sind einige wichtige Erkennungsmerkmale und Warnzeichen, auf die man achten sollte:

  1. Versprechen übermäßig hoher Renditen: Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen ungewöhnlich hohe oder garantierte Renditen versprochen werden. Hohe Renditen gehen in der Regel mit hohen Risiken einher, und Garantien im Trading sind fast immer ein Warnsignal für Betrug.
  2. Druck zum schnellen Handeln: Betrüger verwenden oft Taktiken, um Dringlichkeit zu erzeugen, wie z.B. zeitlich begrenzte Angebote oder Behauptungen, dass Sie eine einmalige Gelegenheit verpassen.
  3. Mangel an Transparenz: Vorsicht bei Unternehmen oder Plattformen, die keine klaren Informationen über ihre Geschäftspraktiken, Gebührenstrukturen oder Hintergrundinformationen bereitstellen.
  4. Nicht lizenzierte oder nicht regulierte Unternehmen: Überprüfen Sie immer, ob der Broker oder die Handelsplattform ordnungsgemäß lizenziert und reguliert ist. Fehlende oder gefälschte Lizenzinformationen sind ein deutliches Warnzeichen.
  5. Unrealistische Garantien: Versprechen von risikofreiem Handel oder garantierten Gewinnen sind unrealistisch und oft ein Zeichen von Betrug.
  6. Aggressive Verkaufstaktiken: Seien Sie vorsichtig bei aggressiven Verkaufsmethoden oder unerwünschten Angeboten, insbesondere wenn sie über Telefon oder E-Mail kommen.
  7. Schwierigkeiten bei Auszahlungen: Wenn es unerklärlich schwierig wird, Geld von Ihrem Handelskonto abzuheben, könnte dies ein Zeichen für betrügerische Aktivitäten sein.
  8. Manipulation von Handelssoftware: Einige betrügerische Plattformen können Handelsergebnisse manipulieren, um Kunden zu täuschen.
  9. Unklare oder irreführende Werbung: Achten Sie auf irreführende oder unklare Werbeaussagen, die die Täter oft verwenden, um unwahre Behauptungen über die Leistungsfähigkeit von Handelsprodukten oder -strategien zu machen.
  10. Änderungen der Geschäftsbedingungen: Betrügerische Unternehmen ändern möglicherweise häufig ihre Geschäftsbedingungen, um ihre illegalen Aktivitäten zu verschleiern oder zu rechtfertigen.
  11. Unsolicited Offers: Seien Sie besonders vorsichtig bei unaufgeforderten Angeboten, insbesondere wenn sie von unbekannten Quellen stammen.
  12. Fehlende oder gefälschte Bewertungen: Ein Mangel an echten Kundenbewertungen oder das Vorhandensein vieler gefälschter, übertrieben positiver Bewertungen kann ein Warnsignal sein.

Es ist wichtig, stets gründliche Recherchen durchzuführen und bei Zweifeln professionelle Beratung einzuholen, bevor man in Trading-Produkte oder -Dienstleistungen investiert.

Fazit Trading-Betrug

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Sachverhalte zum Trading-Betrug oder Cybertrading-Fraud komplex sind und umfangreiche Ermittlungen benötigen.

Ich habe mir aufgrund meiner langjährigen Erfahrung angewöhnt, diesbezüglich die Ermittlungsbehörden und die Polizei zu unterstützen. So vermieden Investor:innen, dass die Polizei Ermittlungen beispielsweise aus Kapazitätsgründen oder aus Zeitgründen nicht mit der notwendigen Intensität führt.

Fachanwalt IT-Recht Thomas Feil – 25 Jahre Erfahrung
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