Was ist Trustpilot? 

In der heutigen digitalen Ära ist der Online-Ruf eines Unternehmens entscheidender denn je. Verbraucher vertrauen zunehmend auf die Erfahrungen anderer, die sie in Form von Online-Bewertungen finden. Plattformen wie Trustpilot spielen hierbei eine zentrale Rolle. Doch was genau verbirgt sich hinter Trustpilot, und welche strategischen sowie rechtlichen Aspekte sollten Unternehmen und Freiberufler im Umgang mit dieser weltweit größten Online-Bewertungsplattform berücksichtigen? Dieser Artikel beleuchtet Trustpilot aus der Perspektive von Unternehmen, die sich den Herausforderungen negativer Bewertungen stellen müssen, und bietet einen fundierten Überblick über effektive Maßnahmen zur Sicherung des guten Rufes im Internet.

Trustpilot im Kern: Eine offene Plattform für alle

Trustpilot wurde 2007 in Dänemark von Peter Holten Mühlmann gegründet. Die grundlegende Idee war es, eine unabhängige, offene und transparente Brücke zwischen Verbrauchern und Unternehmen zu schlagen. Im Gegensatz zu geschlossenen Systemen, bei denen oft nur verifizierte Käufer eine Bewertung abgeben können, verfolgt Trustpilot einen radikal offenen Ansatz: Grundsätzlich kann jeder eine Bewertung über jedes Unternehmen abgeben, jederzeit.

Diese Offenheit ist sowohl die größte Stärke als auch die größte Schwäche der Plattform. Sie hat Trustpilot zu einer der weltweit größten und bekanntesten Bewertungscommunitys gemacht, mit Hunderten von Millionen von Bewertungen über Millionen von Unternehmen. Die Mission von Trustpilot ist es, „Menschen und Unternehmen näher zusammenzubringen, um immer bessere Erlebnisse für alle zu schaffen“. Die Plattform agiert global und ist für Verbraucher eine zentrale Anlaufstelle, um sich vor einem Kauf abzusichern und die eigenen Erfahrungen – gute wie schlechte – zu teilen.

Die zwei Seiten der Medaille: Für wen ist Trustpilot gedacht?

Trustpilot dient zwei fundamentalen Zielgruppen, deren Interessen sich nicht immer decken.

  • Für Verbraucher (Die Community):
    • Entscheidungshilfe: Der primäre Nutzen für Verbraucher ist die Möglichkeit, sich vor einer Kaufentscheidung über den Ruf und die Servicequalität eines Unternehmens zu informieren. Der TrustScore (die Gesamtwertung) dient als schneller Indikator.
    • Risikominimierung: Insbesondere bei unbekannten Online-Shops oder teuren Anschaffungen hilft Trustpilot, das Risiko eines Betrugs oder einer schlechten Erfahrung zu reduzieren.
    • Stimme und Empowerment: Verbraucher erhalten eine mächtige Stimme. Eine gut formulierte, sachliche Bewertung kann Unternehmen zum Handeln zwingen und anderen Kunden helfen.
    • Community-Gefühl: Das Teilen von Erfahrungen schafft eine Form von kollektiver Intelligenz und Solidarität unter den Verbrauchern.
  • Für Unternehmen (Die Bewerteten):
    • Aufbau von Social Proof und Vertrauen: Positive Bewertungen sind ein extrem starkes Marketinginstrument. Sie dienen als „sozialer Beweis“ und können die Konversionsraten signifikant erhöhen. Die bekannten Trustpilot-Widgets mit Sternen auf einer Website sind ein klares Vertrauenssignal.
    • Authentisches Kundenfeedback: Unternehmen erhalten ungefiltertes Feedback direkt von ihren Kunden. Dies ist eine unschätzbare Quelle für die Verbesserung von Produkten, Dienstleistungen und internen Prozessen.
    • Reputationsmanagement: Unternehmen können aktiv auf Bewertungen reagieren, Probleme lösen und zeigen, dass sie Kundenfeedback ernst nehmen. Ein professioneller Umgang mit Kritik kann einen negativen Eindruck oft in einen positiven wandeln.
    • SEO-Vorteile: Bewertungssterne (Review Snippets) können in den Google-Suchergebnissen angezeigt werden, was die Klickrate erhöht und die Sichtbarkeit verbessert.
    • Kundenbindung: Der Dialog mit den Kunden auf der Plattform kann die Kundenbeziehung stärken und die Loyalität erhöhen.

Wie funktioniert Trustpilot? Ein Blick in den Maschinenraum

Um Trustpilot vollständig zu verstehen, müssen wir uns die zentralen Mechanismen ansehen, die die Plattform antreiben.

Öffentliche Warnungen: Wenn Trustpilot feststellt, dass ein Unternehmen systematisch versucht, das System zu manipulieren (z.B. durch den Kauf von Fake-Bewertungen), kann ein Warnhinweis auf dem Unternehmensprofil platziert werden.

Der Bewertungsprozess: Eine Bewertung auf Trustpilot besteht typischerweise aus einer Sterne-Bewertung (1 bis 5 Sterne), einem Titel und einem Freitextkommentar. Es gibt zwei Hauptwege, wie eine Bewertung zustande kommt:

Organische Bewertungen: Ein Kunde sucht proaktiv nach einem Unternehmen auf Trustpilot und hinterlässt eine Bewertung aus eigenem Antrieb.

Eingeladene Bewertungen: Ein Unternehmen lädt seine Kunden aktiv ein, eine Bewertung abzugeben, oft automatisiert nach einem Kauf oder einer Service-Interaktion. Diese Bewertungen werden als „verifiziert“ gekennzeichnet, da Trustpilot hier einen Nachweis über die Transaktion hat.

Der TrustScore: Der Gesamtscore eines Unternehmens, der prominent angezeigt wird, ist nicht einfach nur der Durchschnitt aller Bewertungen. Er ist ein gewichteter Wert, der neuere Bewertungen stärker berücksichtigt als ältere und auch die Häufigkeit der Bewertungen einbezieht. Dies soll sicherstellen, dass der Score die aktuelle Leistungsfähigkeit des Unternehmens widerspiegelt.

Das Geschäftsmodell: Free vs. Paid Unternehmen können Trustpilot in einem „Freemium“-Modell nutzen.

Kostenloses Paket (Free): Jedes Unternehmen hat ein kostenloses Profil. Sie können ihr Profil beanspruchen, grundlegende Informationen hinzufügen, auf Bewertungen antworten und eine begrenzte Anzahl von Kunden manuell einladen.

Kostenpflichtige Pakete (Paid): Die Bezahl-Abonnements bieten erweiterte Funktionen. Dazu gehören unter anderem automatisierte Einladungs-Tools, detaillierte Analysen und Statistiken, erweiterte Profilanpassungen und Zugang zu Marketing-Materialien und Widgets zur Integration auf der eigenen Website.

Die Content-Integrität: Kampf gegen Fälschungen Trustpilot betont immer wieder seine Bemühungen, die Plattform sauber zu halten. Die Strategie basiert auf mehreren Säulen:

Automatisierte Filter: Eine KI-basierte Software analysiert jede eingehende Bewertung auf verdächtige Muster, die auf Fälschungen hindeuten könnten.

Content Integrity Team: Ein Team von menschlichen Mitarbeitern untersucht gemeldete Bewertungen und geht proaktiv gegen Betrug vor.

Community-Meldungen: Sowohl Verbraucher als auch Unternehmen können Bewertungen melden, die gegen die Richtlinien verstoßen.

Die Funktionsweise von Trustpilot aus Unternehmenssicht: Wie Bewertungen zustande kommen und was das für Sie bedeutet

Für Unternehmen und Freiberufler, die auf Trustpilot gelistet sind, ist es von grundlegender Bedeutung zu verstehen, wie Bewertungen auf dieser Plattform generiert und verwaltet werden. Nur so können Sie proaktiv agieren und eine effektive Strategie im Umgang mit positivem und negativem Feedback entwickeln. Trustpilot bietet verschiedene Wege, auf denen Kundenbewertungen abgegeben werden können, was sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Ihr Reputationsmanagement mit sich bringt.

Der primäre Weg für die Abgabe einer Bewertung ist die direkte Einladung durch das Unternehmen. Trustpilot stellt Tools zur Verfügung, mit denen Unternehmen nach einem Kauf oder einer erbrachten Dienstleistung eine E-Mail an ihre Kunden senden können, die diese zur Abgabe einer Bewertung auffordert. Diese Methode wird oft als „verifizierte Bewertung“ betrachtet, da der Kunde eine tatsächliche Geschäftsbeziehung mit dem Unternehmen hatte. Dies ist ein wichtiger Aspekt, um die Authentizität der Bewertungen zu gewährleisten und Vertrauen bei potenziellen Neukunden aufzubauen.

Eine weitere Möglichkeit ist die organische Bewertung. Hier suchen Kunden eigenständig nach Ihrem Unternehmen auf Trustpilot und geben eine Bewertung ab, ohne eine direkte Einladung erhalten zu haben. Diese Bewertungen sind oft besonders aussagekräftig, da sie auf einer intrinsischen Motivation des Kunden basieren, seine Erfahrungen zu teilen. Während organische positive Bewertungen ein starkes Zeichen für Kundenzufriedenheit sind, können organische negative Bewertungen ohne direkte Veranlassung eine schnelle Reaktion erfordern, da sie oft auf tief verwurzelte Probleme hinweisen.

Gibt es wirklich Transparenz und Authentizität?

Trustpilot legt großen Wert auf Transparenz und Authentizität. Die Plattform hat daher Mechanismen implementiert, um gefälschte oder missbräuchliche Bewertungen zu identifizieren und zu entfernen. Dazu gehören Algorithmen zur Erkennung ungewöhnlicher Muster sowie die Möglichkeit für Unternehmen und Nutzer, verdächtige Bewertungen zu melden. Dies ist ein entscheidender Punkt für Unternehmen, da es die Grundlage für rechtliche Schritte gegen missbräuchliche Bewertungen bildet. Doch selbst mit diesen Mechanismen ist es für Unternehmen unerlässlich, selbst wachsam zu sein und verdächtige Aktivitäten proaktiv zu melden, um ihren guten Ruf zu schützen.

Das Verständnis dieser Bewertungsprozesse ist der erste Schritt zu einem effektiven Reputationsmanagement auf Trustpilot. Es ermöglicht Ihnen, Bewertungen richtig einzuordnen, proaktiv auf Feedback zu reagieren und im Falle von unberechtigten oder rechtswidrigen Bewertungen gezielte Maßnahmen einzuleiten.

Rechtliche Herausforderungen und die Löschung negativer Trustpilot-Bewertungen: Ihr Recht auf Reputation

Die Macht von Trustpilot als Bewertungsplattform ist unbestreitbar, doch mit großer Macht geht auch große Verantwortung einher – sowohl für die Nutzer, die Bewertungen abgeben, als auch für die Plattform selbst. Für Unternehmen, die mit ungerechtfertigten oder rechtswidrigen negativen Trustpilot-Bewertungen konfrontiert sind, stellt sich schnell die Frage nach den rechtlichen Möglichkeiten, diese entfernen zu lassen. Hier setzt die Expertise im IT-Recht und Reputationsmanagement von Thomas Feil an, um den guten Ruf von Unternehmen effektiv zu schützen.

Wann ist eine negative Trustpilot-Bewertung rechtswidrig?

Nicht jede negative Bewertung ist automatisch rechtswidrig. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut in unserer Gesellschaft. Allerdings gibt es klare Grenzen, die eine negative Bewertung von einer rechtswidrigen Äußerung abgrenzen:

  • Tatsachenbehauptungen vs. Meinungsäußerungen: Grundsätzlich sind Meinungsäußerungen, selbst wenn sie kritisch oder unsachlich formuliert sind, durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Eine Tatsachenbehauptung hingegen, die nachweislich unwahr ist, kann rechtswidrig sein. Beispiele für unwahre Tatsachenbehauptungen könnten Aussagen sein, dass ein Produkt nicht geliefert wurde, obwohl dies nachweislich geschehen ist, oder dass eine bestimmte Dienstleistung nicht erbracht wurde, obwohl Belege das Gegenteil beweisen. Die Abgrenzung ist oft fließend und erfordert eine genaue juristische Prüfung.
  • Beleidigungen und Schmähkritik: Bewertungen, die beleidigenden Charakter haben oder ausschließlich der Diffamierung dienen und keinerlei Sachbezug aufweisen (Schmähkritik), sind nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt und können zur Löschung veranlasst werden. Hierbei geht es nicht um die sachliche Auseinandersetzung mit einer Leistung, sondern um die gezielte Schädigung des Ansehens.
  • Verstoß gegen Persönlichkeitsrechte: Bewertungen, die persönliche Daten des bewerteten Unternehmens oder seiner Mitarbeiter ohne Einwilligung offenlegen oder deren Persönlichkeitsrechte in anderer Weise verletzen, sind ebenfalls rechtswidrig.
  • Irreführende und wettbewerbswidrige Bewertungen: Gefälschte Bewertungen, die nicht auf einer tatsächlichen Kundenbeziehung basieren, oder Bewertungen, die von Wettbewerbern abgegeben werden, um das eigene Geschäft zu fördern und das des Konkurrenten zu schädigen, sind unzulässig und können zivilrechtlich verfolgt werden.
  • Bewertungen, die gegen die Trustpilot-Richtlinien verstoßen: Trustpilot selbst hat detaillierte Richtlinien für die Abgabe von Bewertungen. Bewertungen, die gegen diese Richtlinien verstoßen (z.B. durch die Verwendung von Obszönitäten, das Posten vertraulicher Informationen oder die Förderung illegaler Aktivitäten), können über die Plattform gemeldet und entfernt werden. Dies ist oft der erste Schritt, bevor rechtliche Schritte eingeleitet werden.

Der Ablauf der Löschung einer rechtswidrigen Trustpilot-Bewertung

Die Löschung einer negativen Trustpilot-Bewertung erfordert ein strategisches und methodisches Vorgehen. Hierbei sind verschiedene Schritte zu beachten, die in der Regel aufeinander aufbauen:

  • Meldung an Trustpilot: Der erste und oft schnellste Weg ist die direkte Meldung der Bewertung an Trustpilot. Unternehmen können eine Bewertung über ihr Trustpilot-Business-Konto melden, wenn sie der Ansicht sind, dass diese gegen die Richtlinien von Trustpilot oder geltendes Recht verstößt. Trustpilot prüft die Meldung und entscheidet, ob die Bewertung entfernt oder zur Überprüfung durch den Verfasser markiert wird. Es ist entscheidend, bei der Meldung detaillierte und stichhaltige Begründungen zu liefern, warum die Bewertung entfernt werden sollte. Hierbei können Nachweise über die Unwahrheit von Tatsachenbehauptungen oder die Einhaltung der eigenen AGBs hilfreich sein.
  • Aufforderung zur Stellungnahme an den Verfasser: Bei einer Meldung durch das Unternehmen fordert Trustpilot in vielen Fällen den Verfasser der Bewertung auf, Beweise für seine Aussagen zu liefern oder seine Bewertung zu überarbeiten. Reagiert der Verfasser nicht oder kann er seine Aussagen nicht belegen, kann dies zur Entfernung der Bewertung führen.
  • Der Gegendarstellungsanspruch: In bestimmten Fällen, insbesondere bei unwahren Tatsachenbehauptungen, kann ein Unternehmen einen Anspruch auf Gegendarstellung haben. Dies bedeutet, dass die Plattform verpflichtet ist, eine Gegendarstellung des Unternehmens alongside der ursprünglichen Bewertung zu veröffentlichen. Dies ist zwar keine Löschung, kann aber dazu beitragen, den Schaden zu minimieren und die Perspektive des Unternehmens darzustellen.

Rechtliche Schritte und anwaltliche Unterstützung: 

  • Sollten die internen Mechanismen von Trustpilot nicht zum gewünschten Erfolg führen oder handelt es sich um besonders gravierende Rechtsverletzungen, sind rechtliche Schritte unerlässlich. Ein erfahrener Rechtsanwalt für IT-Recht kann hierbei Folgendes leisten:
    • Prüfung der Rechtswidrigkeit: Eine detaillierte rechtliche Prüfung der Bewertung, um festzustellen, ob sie tatsächlich rechtswidrig ist und welche spezifischen Rechtsgrundlagen für eine Löschung gegeben sind.
    • Anwaltliches Aufforderungsschreiben: Die Versendung eines anwaltlichen Aufforderungsschreibens an Trustpilot und/oder den Verfasser der Bewertung. Ein solches Schreiben hat in der Regel eine höhere Verbindlichkeit und signalisiert die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit.
    • Gerichtliche Durchsetzung: Sollte eine außergerichtliche Einigung nicht möglich sein, kann die gerichtliche Durchsetzung der Löschung mittels einer einstweiligen Verfügung oder Klage notwendig werden. Hierbei wird ein Gericht die Rechtswidrigkeit der Bewertung prüfen und eine entsprechende Anordnung erlassen.
    • Strafrechtliche Relevanz: In Fällen von Verleumdung oder übler Nachrede können negative Bewertungen auch strafrechtlich relevant sein. Ein Rechtsanwalt kann hierbei die notwendigen Schritte einleiten.

Besondere Herausforderungen bei der Löschung von Trustpilot-Bewertungen

Die Löschung negativer Bewertungen auf Trustpilot kann mit spezifischen Herausforderungen verbunden sein:

  • Identifikation des Verfassers: Oftmals sind die Verfasser von negativen Bewertungen anonym oder verwenden Pseudonyme. Dies erschwert die direkte Ansprache und die gerichtliche Durchsetzung von Ansprüchen gegen den Verfasser selbst. In solchen Fällen richtet sich der Löschanspruch primär gegen die Plattform.
  • Beweislast: Die Beweislast für die Unwahrheit einer Tatsachenbehauptung liegt in der Regel beim Unternehmen. Das Sammeln von Beweismitteln, die die eigene Darstellung untermauern, ist daher von entscheidender Bedeutung.
  • Internationale Zuständigkeiten: Da Trustpilot ein internationales Unternehmen ist und die Verfasser von Bewertungen weltweit sitzen können, können sich Fragen der internationalen Zuständigkeit ergeben, die eine rechtliche Auseinandersetzung komplexer machen. Ein erfahrener Rechtsanwalt kann hier die richtige Strategie entwickeln.

Die strategische und juristische Auseinandersetzung mit negativen Trustpilot-Bewertungen ist ein komplexes Feld, das eine spezialisierte Expertise erfordert. Thomas Feil bietet hier als Fachanwalt für IT-Recht die notwendige Unterstützung, um Unternehmen und Freiberuflern effektiv zur Seite zu stehen und ihren Online-Ruf nachhaltig zu schützen.

Die Vorteile von Trustpilot: Mehr als nur Sterne

Die positiven Effekte einer Plattform wie Trustpilot sind unbestreitbar und haben die E-Commerce-Landschaft nachhaltig geprägt.

  • Vorteile für Verbraucher:
    • Demokratisierung der Information: Jeder kann sich informieren und seine Meinung äußern, was Macht von den Marketingabteilungen der Unternehmen zu den Konsumenten verlagert.
    • Gesteigerte Transparenz: Unternehmen müssen sich dem öffentlichen Urteil stellen, was oft zu besserem Service und faireren Praktiken führt.
    • Schnelle und einfache Orientierung: Der TrustScore bietet eine schnelle Einschätzung, die bei der Vorauswahl von Anbietern hilft.
  • Vorteile für Unternehmen:
    • Messbarer Vertrauensaufbau: Ein hoher TrustScore ist ein direkt messbarer Vermögenswert, der sich positiv auf den Umsatz auswirkt.
    • Konstruktiver Feedback-Kanal: Anders als unspezifisches Murren in sozialen Netzwerken bietet Trustpilot einen strukturierten Kanal für detailliertes Feedback.
    • Chance zur Differenzierung: Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen mit exzellentem Service ist Trustpilot eine Chance, sich gegen größere Konkurrenten durchzusetzen, die vielleicht im Marketing, aber nicht im Kundenservice führend sind.

Die dunkle Seite: Massive Kritik und ernsthafte Kontroversen

Trustpilots offenes Modell ist eine Einladung für Probleme, und die Kritik an der Plattform ist laut und vielfältig.

  • Fake-Bewertungen – Das Kernproblem: Die größte Herausforderung ist die Flut an gefälschten Bewertungen. Es gibt ganze Industrien, die darauf spezialisiert sind, positive Fake-Bewertungen für Unternehmen zu verkaufen oder negative für deren Konkurrenten zu schreiben. Obwohl Trustpilot dagegen ankämpft, ist es ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel. Für Verbraucher wird es immer schwieriger, echte von gefälschten Rezensionen zu unterscheiden.
  • Das umstrittene Geschäftsmodell: Kritiker werfen Trustpilot vor, dass das Bezahlmodell einen Interessenkonflikt schafft. Unternehmen, die zahlen, erhalten bessere Werkzeuge, um Bewertungen zu generieren und zu verwalten. Es entsteht der Eindruck, dass man sich eine gute Reputation „erkaufen“ kann – nicht durch direkte Zensur, aber durch die Möglichkeit, massenhaft positive Bewertungen von echten Kunden zu generieren und so die wenigen negativen „zu ertränken“. Unternehmen mit kostenlosem Account fühlen sich hier oft benachteiligt.
  • Erpressungsvorwürfe und Druck auf kleine Unternehmen: Immer wieder berichten kleine Unternehmen, dass sie sich von Trustpilot unter Druck gesetzt fühlen. Eine plötzliche Welle negativer (möglicherweise gefälschter) Bewertungen kann den Ruf ruinieren. Im anschließenden Verkaufsgespräch wird dann das kostenpflichtige Abonnement als Lösung präsentiert, um die Situation besser zu managen. Auch wenn dies nicht die offizielle Strategie sein mag, fühlen sich viele Unternehmer in die Enge getrieben.
  • Mangelhafte Verifizierung: Bei organischen Bewertungen fehlt oft der Nachweis, dass der Bewertende tatsächlich Kunde war. Ein Unternehmen kann eine Bewertung zwar melden und einen Nachweis anfordern, doch dieser Prozess kann langwierig sein und die negative Bewertung bleibt währenddessen oft sichtbar.

Review Gating / Cherry Picking

Ein häufiger Vorwurf ist, dass Unternehmen, die ihre Kunden einladen, selektiv vorgehen („Cherry Picking“). Sie laden nur Kunden ein, von denen sie wissen, dass sie zufrieden waren. Dies verzerrt das Gesamtbild massiv, da unzufriedene Kunden, die keine Einladung erhalten, den zusätzlichen Aufwand scheuen, organisch eine Bewertung zu hinterlassen. Trustpilot verbietet dies in seinen Richtlinien, aber die Kontrolle ist schwierig.

Fazit: Ein unverzichtbares Werkzeug, das kritische Kompetenz erfordert

Trustpilot ist weit mehr als nur eine Website mit Sternen. Es ist ein mächtiges Ökosystem, das die Dynamik zwischen Verbrauchern und Unternehmen grundlegend verändert hat. Die Plattform hat für eine nie dagewesene Transparenz gesorgt und sowohl Kunden als auch Unternehmen wertvolle Werkzeuge an die Hand gegeben.

Die Reise ist jedoch nicht ohne Turbulenzen. Die allgegenwärtige Gefahr von Fake-Bewertungen und die Kontroversen um das Geschäftsmodell nagen an der Glaubwürdigkeit und erfordern von allen Beteiligten ein hohes Maß an kritischer Kompetenz.

  • Für Verbraucher lautet der Rat: Nutzen Sie Trustpilot als wichtigen, aber nicht als einzigen Indikator. Lesen Sie nicht nur den Score, sondern auch die Kommentare. Achten Sie auf Muster: Wirken viele Bewertungen sprachlich ähnlich? Sind sie sehr allgemein gehalten? Vergleichen Sie die Eindrücke mit anderen Quellen und vertrauen Sie letztendlich auch auf Ihr eigenes Urteilsvermögen.
  • Für Unternehmen lautet der Rat: Ignorieren Sie Trustpilot nicht. Sehen Sie die Plattform als Chance für einen ehrlichen Dialog. Etablieren Sie einen professionellen Prozess für das Management von Bewertungen. Antworten Sie schnell und konstruktiv auf Kritik. Laden Sie aktiv alle Ihre Kunden zu Bewertungen ein, um ein authentisches Bild zu erzeugen. Und kennen Sie Ihre rechtlichen Möglichkeiten, um sich gegen unfaire oder falsche Angriffe zu wehren.

Am Ende des Tages ist der wahre Wert von Trustpilot nicht der Score selbst, sondern der Dialog, den es anstößt. In einer Welt, in der eine Online-Bewertung über Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann, ist der proaktive, ehrliche und transparente Umgang mit Kundenfeedback der einzige nachhaltige Weg zum Vertrauen.

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Thomas Feil

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