Ghost Jobs: Das wachsende Problem und wie Betroffene rechtlich vorgehen können

Internetbetrug

Der Begriff „Ghost Jobs“ beschreibt eine frustrierende Erfahrung, die zunehmend in der modernen Arbeitswelt vorkommt. Bewerber investieren Zeit und Mühe in Bewerbungen, doch auf ihre Unterlagen folgt oft Stille. Diese Stellen sind oft noch lange online verfügbar oder tauchen nach kurzer Zeit wieder auf. Für Betroffene, die Opfer solcher Ghost Jobs werden, stellt sich die Frage: Warum gibt es solche Anzeigen überhaupt, und welche Rechte haben sie als Bewerber? In diesem Beitrag wird die Problematik aus der Sicht eines Fachanwalts für IT-Recht beleuchtet, der Betroffene berät.

Was sind Ghost Jobs?

Ghost Jobs sind Stellenanzeigen, die von Unternehmen veröffentlicht werden, obwohl es keine echte Absicht gibt, diese Position zu besetzen. Bewerber, die sich auf solche Jobs bewerben, erhalten oft keine Rückmeldung oder werden nach einem Vorstellungsgespräch „geghostet“ – das heißt, die Kommunikation bricht plötzlich ab. Dieser Trend wird immer häufiger, sowohl in den USA als auch in Deutschland.

Warum existieren Ghost Jobs?

Es gibt verschiedene Gründe, warum Unternehmen Ghost Jobs schalten. Einige davon wirken harmlos, andere sind fragwürdig:

  1. Talent-Pipeline: Unternehmen möchten potenzielle Talente kennenlernen und einen Bewerberpool aufbauen. Wenn eine Stelle später frei wird, haben sie bereits Kontakte zu möglichen Kandidaten.
  2. Imagepflege: Viele Stellenanzeigen suggerieren Wachstum und Dynamik, selbst wenn keine akute Einstellungsabsicht besteht. Dies soll Investoren und Kunden beeindrucken.
  3. Interne Kandidaten: Manchmal schreiben Unternehmen Positionen öffentlich aus, obwohl intern bereits ein Kandidat feststeht, um rechtlichen oder organisatorischen Vorgaben zu entsprechen.
  4. Vergessene Anzeigen: In manchen Fällen bleiben Stellenanzeigen online, obwohl die Position längst besetzt wurde oder gestrichen ist​(Ingenieur Jobs)​(Ingenieur Jobs).

Wie erkennt man Ghost Jobs?

Obwohl es schwierig ist, Ghost Jobs eindeutig zu identifizieren, gibt es einige Anzeichen, die Bewerber beachten sollten:

  • Lange Veröffentlichungsdauer: Wenn eine Stellenanzeige über Monate hinweg online bleibt oder regelmäßig neu veröffentlicht wird, ohne dass die Position besetzt wird, könnte es sich um einen Ghost Job handeln.
  • Vage Stellenbeschreibung: Stellen, die nur sehr allgemein beschrieben werden und keine konkreten Aufgaben oder Anforderungen nennen, sind verdächtig.
  • Fehlende Zeitangaben: Fehlt eine klare Information zum Bewerbungsprozess, wie Einstellungsdatum oder Fristen, könnte das ebenfalls ein Indiz für einen Ghost Job sein​(Ingenieur Jobs).

Die rechtlichen Konsequenzen

Betroffene, die auf Ghost Jobs stoßen, fragen sich oft, welche rechtlichen Schritte möglich sind. Leider ist die rechtliche Lage in Deutschland kompliziert. Es gibt keinen direkten Anspruch darauf, dass Unternehmen Bewerbungen bearbeiten oder überhaupt antworten. Allerdings gibt es einige rechtliche und ethische Aspekte, die zumindest beachtet werden sollten:

  1. Vertragliches Vertrauen: Obwohl Unternehmen nicht verpflichtet sind, eine Bewerbung anzunehmen oder zu beantworten, könnte die Veröffentlichung von Ghost Jobs als Verstoß gegen Treu und Glauben (§ 242 BGB) gesehen werden. Es besteht die Erwartung, dass Unternehmen ehrlich agieren, wenn sie eine Stelle ausschreiben. Hier könnten Schadensersatzansprüche entstehen, wenn z.B. nachweisbar wird, dass eine Firma Bewerber absichtlich täuscht.
  2. Verbraucherschutz: Falsche oder irreführende Stellenanzeigen könnten unter Umständen gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) verstoßen. Unternehmen dürfen keine falschen Versprechungen machen, um Bewerber anzulocken. Dies könnte als unzulässige Wettbewerbspraxis bewertet werden.
  3. Datenschutz: Bewerber, die ihre persönlichen Daten einreichen, haben nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) Rechte auf Löschung und Auskunft. Unternehmen müssen personenbezogene Daten nach einem gescheiterten Bewerbungsverfahren löschen oder anonymisieren. Sollten Firmen diese Daten länger speichern, etwa für „zukünftige Stellen“, muss dies transparent gemacht werden. Bewerber sollten ihre Datenschutzrechte wahrnehmen und gegebenenfalls Löschung oder Auskunft über die gespeicherten Daten verlangen​(Ingenieur Jobs).

Was können Betroffene tun?

  1. Recherche: Bevor man sich auf eine Stelle bewirbt, sollte das Unternehmen gründlich recherchiert werden. Plattformen wie Kununu oder Glassdoor können wertvolle Einblicke geben, wie andere Bewerber die Firma erlebt haben.
  2. Netzwerken: Wer Kontakte zu aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitern des Unternehmens hat, kann sich über die tatsächliche Lage informieren. Oft hilft ein Blick hinter die Kulissen, um die Seriosität einer Stellenanzeige zu beurteilen.
  3. Klare Fragen stellen: Im Bewerbungsgespräch sollten Bewerber konkrete Fragen zum Einstellungsprozess stellen. Dies kann helfen, das Ernsthaftigkeit des Jobangebots zu bewerten​(Ingenieur Jobs).

Fazit

Ghost Jobs sind ein wachsendes Problem, das für Bewerber frustrierend und entmutigend sein kann. Auch wenn es rechtlich schwierig ist, gegen Ghost Jobs vorzugehen, haben Betroffene dennoch Möglichkeiten, sich zu schützen und informierte Entscheidungen zu treffen. Als Fachanwalt für IT-Recht rate ich, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern den Bewerbungsprozess kritisch zu hinterfragen und die eigenen Rechte, insbesondere im Bereich des Datenschutzes, wahrzunehmen. Der digitale Arbeitsmarkt bietet Chancen, aber auch Herausforderungen, denen man mit der richtigen Strategie begegnen kann.

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