Der richtige Umgang mit Arbeitgeberbewertungen

Der richtige Umgang mit Arbeitgeberbewertungen ist in meiner Beratungspraxis als Fachanwalt für IT-Recht ein tägliches Thema. Was wir in der Vergangenheit nur von Hotels, Restaurants oder Smartphones kannten, ist heute auch im Umgang mit Arbeitgebern wichtiger denn je: Onlinebewertungen.

Einige Fakten über die aktuelle Entwicklung von Bewertungsportalen wie Kununu und die wichtigsten Tipps zur richtigen Handhabung dieser finden Sie in diesem Beitrag.

Immer mehr Interesse an Bewertungen über Arbeitgeber

Etwa die Hälfte der Internetnutzer interessiert sich dafür, Arbeitgeberbewertungen online einzusehen, und viele von ihnen lassen sich bei ihrer Jobsuche davon beeinflussen. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage hervor, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt wurde. Über tausend Personen ab 16 Jahren wurden in Deutschland repräsentativ befragt.

Der richtige Umgang mit Arbeitgeberbewertungen: Untersuchungen des Bitkom

Die Ergebnisse zeigen, dass bereits 47 Prozent der Internetnutzer schon einmal Online-Bewertungen von Arbeitgebern auf Plattformen wie kununu.com, meinchef.de oder glassdoor.de eingesehen haben. Im Vergleich zu 2018 ist dies ein Anstieg um elf Prozentpunkte. Vor drei Jahren informierten sich noch 36 Prozent der Befragten über die Bewertungen von aktuellen und ehemaligen Angestellten zu Unternehmen.

Besonders für berufstätige Internetnutzer ist die Einsicht in Arbeitgeberbewertungen im Netz von großem Interesse. Eine knappe Mehrheit von 52 Prozent gibt an, solche Bewertungen im Internet zu lesen.

Online-Rezensionen wichtig in der Arbeitswelt

Bitkom-Arbeitsmarkt-Expertin Adél Holdampf-Wendel betont, dass Online-Rezensionen eine ähnlich wichtige Rolle in der Arbeitswelt spielen wie beim Online-Shopping. Eine positive Bewertung könne maßgeblich die Entscheidung für einen Jobwechsel beeinflussen und die Bedeutung der Bewertungen werde immer größer. Holdampf-Wendel empfiehlt Arbeitgebern, die Bewertungen ernst zu nehmen und die Chance zu nutzen, die Erwartungen potenzieller Bewerber an das Unternehmen besser kennenzulernen und einzuschätzen.

Außerdem könne die Art und Weise, wie ein Arbeitgeber auf eine Online-Bewertung reagiert, das Image des Unternehmens prägen. Online-Bewertungen seien oft die erste Visitenkarte eines Arbeitgebers, und wer hier Pluspunkte sammeln könne, habe eine bessere Ausgangsposition im Wettbewerb um die besten Fachkräfte.

Der richtige Umgang mit Arbeitgeberbewertungen: Beeinflussung beim Jobwechsel

Die Beurteilung eines Arbeitgebers hat auch Auswirkungen auf die Entscheidung für oder gegen einen Job. Von allen Befragten, die Arbeitgeberbewertungen eingesehen haben, gaben 44 Prozent an, dass dies ihre Entscheidung für einen Jobwechsel beeinflusst hat.

18 Prozent gaben an, dass die Bewertungen sie zwar verunsichert haben, sie sich aber trotzdem für den Job entschieden haben. 14 Prozent fühlten sich in ihrer Entscheidung für den neuen Arbeitgeber bestärkt. Aufgrund von Arbeitgeberbewertungen im Internet haben sich jedoch 12 Prozent gegen einen möglichen Jobwechsel entschieden.

Weitere 13 Prozent gaben an, dass die Bewertungen ihre Entscheidung nicht beeinflusst haben. 40 Prozent hatten ohnehin nicht die Absicht, ihren Job zu wechseln. Holdampf-Wendel warnt Jobinteressenten davor, sich von einzelnen Bewertungen blenden zu lassen, sondern immer ein umfassendes Bild zu machen. Je mehr Bewertungen vorhanden sind, desto aussagekräftiger sei das Gesamturteil. Es sei wichtig zu verstehen, dass Online-Bewertungen lediglich als Orientierungshilfe dienen und immer subjektive Empfindungen widerspiegeln.

Eigene Arbeitgebererfahrungen in Bewertungen

Etwa ein Viertel der Internetnutzer trägt selbst zu den Arbeitgeberbewertungen im Netz bei, indem sie ihre eigenen Erfahrungen teilen. Laut der Umfrage haben bereits 28 Prozent der Befragten ihren Arbeitgeber auf speziellen Bewertungsportalen wie kununu.com, meinchef.de oder glassdoor.de bewertet. Unter den derzeit Berufstätigen liegt dieser Anteil sogar bei 33 Prozent.

Diese aktive Beteiligung der Nutzer zeigt, dass Arbeitgeberbewertungen im Internet zu einem wichtigen Instrument geworden sind, um Informationen über potenzielle Arbeitgeber zu erhalten. Menschen teilen ihre persönlichen Erfahrungen, Arbeitsbedingungen und das Arbeitsklima, um anderen bei ihrer Entscheidung zu helfen. Die Möglichkeit, sowohl positive als auch negative Aspekte eines Arbeitgebers zu teilen, trägt dazu bei, ein umfassendes Bild zu vermitteln.

Die Tatsache, dass ein beträchtlicher Anteil der Befragten ihre Entscheidungen bei der Jobsuche von Arbeitgeberbewertungen beeinflussen lässt, verdeutlicht die Relevanz dieses Themas. Arbeitgeber sind sich immer stärker bewusst, dass ihr Ruf und ihre Online-Präsenz entscheidende Faktoren sind, um qualifizierte Fachkräfte anzuziehen.

Der richtige Umgang mit Arbeitgeberbewertungen: Rezensionen ernst nehmen

Vor diesem Hintergrund ist es für Arbeitgeber von großer Bedeutung, die Bewertungen ernst zu nehmen und aktiv darauf zu reagieren. Eine angemessene Reaktion zeigt, dass das Unternehmen das Feedback der Mitarbeiter schätzt und offen für Verbesserungen ist. Es ermöglicht auch die Möglichkeit, Missverständnisse aufzuklären oder Fehlinformationen zu korrigieren. Dadurch kann das Image des Unternehmens gestärkt und das Vertrauen potenzieller Bewerber gewonnen werden.

Die Macht der Online-Bewertungen sollte jedoch nicht überbewertet werden. Es ist wichtig zu bedenken, dass es sich um subjektive Meinungen handelt, die individuelle Erfahrungen widerspiegeln. Ein umfassendes Bild ergibt sich erst aus der Kombination verschiedener Quellen und persönlicher Eindrücke. Die Arbeitgeber sollten daher nicht nur auf Online-Bewertungen vertrauen, sondern auch auf andere Instrumente wie persönliche Gespräche, Unternehmenspräsentationen und Referenzen.

Insgesamt haben Arbeitgeberbewertungen im Internet eine immer größere Bedeutung für die Jobsuche und das Image eines Unternehmens. Sie bieten den Nutzern wertvolle Informationen und beeinflussen maßgeblich deren Entscheidungen. Arbeitgeber sollten sich dieser Entwicklung bewusst sein und die Chance nutzen, durch eine positive Unternehmenskultur und transparente Kommunikation ein attraktives Arbeitgeberprofil zu schaffen. Indem sie aktiv auf Bewertungen reagieren und das Feedback der Mitarbeiter ernst nehmen, können sie das Vertrauen der potenziellen Bewerber gewinnen und sich im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte erfolgreich positionieren.

Einfluss von negativen Bewertungen im Internet nicht unterschätzen

Die Bewertungen haben einen Einfluss, der nicht zur unterschätzen.

Wie die Bitkom-Studie herausstellte, kann eine Bewertung im Zweifelsfall ausschlaggebend dafür sein, ob sich ein Kandidat überhaupt bewirbt.

84 Prozent der Interessenten wurden durch die Bewertungen schon einmal in ihrer Entscheidung beeinflusst.

In 54 Prozent dieser Fälle entschied sich der Interessent daraufhin gegen den Arbeitgeber.

Arbeitgeber sollten Bewertungen somit auf jeden Fall ernst nehmen.

Wie reagieren auf Kritik?

Bislang machen nur etwa ein Prozent der Arbeitgeber von der Funktion, auf Bewertungen zu reagieren, Gebrauch. Der Großteil der Arbeitgeber antwortet überhaupt nicht auf schlechte Kritik von Seiten aktueller und ehemaliger Arbeitnehmer.

Dabei ist ein richtiger Umgang mit negativen Bewertungen durchaus entscheidend und kann für Interessenten sehr aufschlussreich sein.

Wie die Webseite haufe.de in einem Beitrag schildert, untersuchten Experten von Employer Telling 1.300 Arbeitgeberantworten auf kritische Kommentare, sprich weniger als zwei Kununu-Sterne.

Was vermieden werden sollte             

Laut der durchgeführten Studie „Arbeitgeber im Kandidatendialog“ reagierten 51 Prozent der Arbeitgeber, die Bewertungen kommentierten, mit Standardfloskeln wie:

„Liebe Kollegin, lieber Kollege, vielen Dank für Ihre Bewertung. Uns ist eine offene Feedbackkultur sehr wichtig, daher nehmen wir Rückmeldungen ernst …“

Eine solche Reaktion erscheint angemessen, geht aus einer negativen Bewertung kaum etwas außer der Anzahl der Sterne hervor.

Sie sollte stets höflich sein und zum weiteren Dialog auffordern, sowie eine persönliche Kontaktmöglichkeit beinhalten.

Enthält eine Kritik jedoch konkrete Vorwürfe und vermeintliche Fakten, genügt eine solche Antwort nicht mehr.

Antworten auf Internetbewertungen?

In diesem Fall ist in erster Linie entscheidend, angemessen zu antworten.

Die Studie zeigt, dass acht Prozent der untersuchten Statements mehr oder weniger offensichtlich aggressiv sind.

Bekommt man als Arbeitgeber eine negative Bewertung, die man womöglich auch als unfair empfindet, liegt es für viele nahe, zum Gegenschlag auszuholen.

Das sollte jedoch unbedingt vermieden werden, denn es ist selbstverständlich kein Aushängeschild, nicht mit Kritik umgehen zu können bzw. diesen Anschein zu erwecken.

Dementieren von Kritik in einer Bewertung im Internet

Was eigentlich so sinnvoll erscheint, wurde in der Praxis bislang nur von 17 Prozent der Arbeitgeber genutzt. Meinungen von ehemaligen und aktuellen Angestellten sind, auch wenn sie teilweise auf Fakten beruhen, stets subjektiv.

Angaben in Bewertungen zu dementieren, kann sich so als Antwortstrategie durchaus als zielführend erweisen.

Doch auch hier sind angemessene und höfliche Formulierungen zu empfehlen.

Behauptungen von Arbeitnehmern können mithilfe von Fakten oder auch der eigenen subjektiven Wahrnehmung entkräftet werden.

Konkrete Tipps für eine bessere Kommunikation in den Portalen     

Haufe.de veröffentlichte in ihrem Beitrag auf Basis der Studienergebnisse einige Tipps.

Kritik sollte stets ernstgenommen werden. Das bedeutet nicht nur, dass negatives Feedback registriert wird, sondern auch, dass es zu tatsächlichen Veränderungen innerhalb des Unternehmens kommt.

Grundsätzlich gilt, dass auf öffentliche Kritik auch öffentliche Reaktionen folgen müssen. Dazu sollten interne Richtlinien verfasst werden, wann eine Standardantwort ausreicht und wann eine detailliertere Stellungnahme von Nöten ist.

Mitarbeiter sollten dazu aufgerufen werden, Bewertungen abzugeben. So kann nach außen hin für Interessenten ein möglichst aufschlussreiches Gesamtbild des Unternehmens entstehen.

Außerdem reguliert eine breitere Masse an Bewertungen meist die Negativausschläge.

Es sollten keines Falls, nur die eindeutig zufriedenen Mitarbeiter angehalten werden, eine Bewertung abzugeben – auch wenn dies auf den ersten Blick für ein gutes Bild sorgen mag. Letztendlich wirkt dies auf Bewerber oft nicht authentisch.

Der richtige Umgang mit Arbeitgeberbewertungen: Konkretes Kontaktangebot

Als letzten entscheidenden Tipp führt haufe.de die realen Kontaktmöglichkeiten auf. In sieben von zehn Antworten rufen Arbeitgeber zwar zum weiteren Dialog auf.

Fast drei Viertel nennen jedoch keinen konkreten Kontakt in Form einer E-Mail-Adresse oder einer Telefonnummer.

Viele fügen nur eine unpersönliche E-Mail-Adresse hinzu, was ebenfalls keinen sonderlich wertschätzenden Eindruck macht.

Schlussendlich sind Unzufriedenheiten und Differenzen immer wieder Teil des Alltags im Unternehmen.

Für Interessenten und Bewerber sind nicht nur die Bewertungen selbst von Bedeutung, sondern ebenso die Fähigkeit ihrer potenziellen Arbeitgeber, angemessen damit umzugehen.

Fachanwalt IT-Recht Thomas Feil – 25 Jahre Erfahrung

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