Auf kununu als Arbeitgeber-Bewertungsportal findet sich nicht nur die Möglichkeit, einen Arbeitgeber aus Sicht eines Arbeitnehmers zu bewerten, sondern auch den Bewerbungsprozess zum Gegenstand einer Bewertung zu machen.
Ich zeige im Folgenden auf, was hierbei für Sie als Unternehmen wichtig sein könnte. Wie können Sie sich juristisch gegen einen negativen Eintrag wehren, der den Bewerbungsprozess erwähnt.
Wer ist kununu?
Kununu ist eine Online-Plattform, die es Mitarbeitern und Bewerbern ermöglicht, Arbeitgeber zu bewerten. Das Unternehmen wurde 2007 in Wien, Österreich, gegründet und hat sich seitdem zu einer der größten Arbeitgeber-Bewertungsplattformen im deutschsprachigen Raum entwickelt. Kununu bietet Nutzern die Möglichkeit, anonym Feedback zu verschiedenen Aspekten ihres Arbeitsplatzes oder ihres Bewerbungsprozesses bei einem Unternehmen zu geben.
Die Hauptfunktionen von Kununu umfassen:
- Arbeitgeberbewertungen: Mitarbeiter können ihre aktuellen oder ehemaligen Arbeitgeber in verschiedenen Kategorien bewerten, wie z.B. Arbeitsatmosphäre, Vorgesetztenverhalten, Kollegenzusammenhalt, Interessante Aufgaben, Kommunikation, Arbeitsbedingungen, Work-Life-Balance, Gehalt/Sozialleistungen und Image.
- Bewerbungsbewertungen: Bewerber können ihre Erfahrungen mit dem Bewerbungsprozess bei einem Unternehmen teilen, was anderen Jobsuchenden wertvolle Einblicke geben kann.
- Unternehmensprofile: Unternehmen haben die Möglichkeit, ein Profil auf Kununu zu erstellen, um sich potenziellen Mitarbeitern zu präsentieren und auf Bewertungen zu reagieren.
- Transparenz und Anonymität: Die Plattform legt großen Wert auf die Anonymität der Nutzer, um eine offene und ehrliche Kommunikation zu ermöglichen.
Kununu ist besonders im deutschsprachigen Raum beliebt und wird häufig von Jobsuchenden genutzt, um sich über potenzielle Arbeitgeber zu informieren. Es ist Teil der XING AG, einem führenden sozialen Netzwerk für berufliche Kontakte im deutschsprachigen Raum.
Die Bewerbersektion auf kununu – wichtig!
Das Firmenprofil auf kununu zeigt stets einen Bereich an, der für Bewertungen ehemaliger oder derzeitiger Angestellter vorgesehen ist. Daneben gibt es eine Sektion, die sich mit den Erfahrungen von Bewerbern im Bewerbungsprozess befasst.
Technisch sind beide Bereiche gleich aufgebaut, und die Bewertungsmöglichkeit ist bei beiden Bereichen ebenso identisch. Bewerber*innen, die gewisse Erfahrungen mit einem Unternehmen im Bewerbungsprozess gemacht hat, können diese Erfahrungen im Rahmen einer Bewertung auf kununu mitteilen.
Verstehen Sie, warum es wichtig ist!
Wieso ist dies wichtig? Potenzielle Bewerber*innen schauen sich auf kununu nicht nur dahingehend um, was ehemalige oder derzeitige Angestellte über Ihr Unternehmen veröffentlicht haben. Sie interessieren sich auch dafür, wie der Bewerbungsprozess abläuft.
Hierbei interessiert die potenziellen Bewerber*innen beispielsweise,
- inwieweit und welche Bewerbungsunterlagen der Arbeitgeber fordert,
- ob es vor dem Vorstellungsgespräch einen Telefontermin gibt,
- wie das Vorstellungsgespräch abgelaufen ist, wie freundlich die Personaler waren und
- wie schnell und ob überhaupt eine Rückmeldung auf eine Bewerbung erfolgt.
Meiner Erfahrung nach sind Bewerber*innen schnell frustriert. Dies beispielsweise wenn keine Eingangsbestätigung nach dem Versenden einer Bewerbung erfolgt, oder aber ein Unternehmen gar keine Antwort, auch nicht nach Wochen und Monaten übermittelt.
Hier verstehe ich, dass die Bewerber ihren Frust veröffentlichen, da diese Behandlung schlicht und ergreifend nicht fair ist.
Allerdings gibt es auch Bewerber*innen, die abgelehnt werden und sich dann – sozusagen als Rache – auf kununu äußern. Teilweise ziehen potentielle Arbeitnehmer*innen den Bewerbungsprozess dann insgesamt ins Lächerliche oder stellen ihn falsch dar, um dem Unternehmen zu schaden.
In solchen Fällen sollte genau geprüft werden, ob die Äußerungen über den Bewerbungsprozess juristisch zulässig sind.
Negative Bewertung über den Bewerbungsprozess löschen – geht das?
Falls Ihr Unternehmen unter Bewertungen auf kununu leidet, die den Bewerbungsprozess in negativer Weise zum Gegenstand haben, können Sie in Erwägung ziehen, dies juristisch prüfen zu lassen. Hierbei kommt es entscheidend darauf an, ob die Bewertung überhaupt wahrheitsgemäß ist, d.h. ob Bewerber*innen falsche Tatsachenbehauptungen aufstellen.
Beliebt ist beispielsweise die Lüge, dass das Vorstellungsgespräch nach 10 Minuten vorbei war und keine echten Fragen gestellt worden sind. Zwar mag die betroffene Person es so empfunden haben, dass das Gespräch nur 10 Minuten dauerte, tatsächlich aber dürften die meisten Vorstellungsgespräche deutlich über 10 Minuten liegen.
Oder aber Bewerber*innen teilen auf kununu wahrheitswidrig mit, dass ein Arbeitgeber sie aufgrund von diskriminierenden Gründen abgelehnt hat, obwohl es sachlich nachvollziehbare und rechtlich zulässige Gründe für die Ablehnung der Bewerbung gab.
Bewerber Bewertung auf kununu kann datenschutzwidrig sein!
Auch kann es sein, dass Bewerber*innen in der Bewerber-Bewertung auf kununu personenbezogene Daten der Personaler oder Vorgesetzten erwähnen und veröffentlichen, obwohl dies rechtswidrig sein kann.
Hieraus kann sich in einigen Fällen bereits aus datenschutzrechtlicher Sicht ein Löschungsanspruch gegenüber kununu ergeben.
Sollten Sie also feststellen, dass die Bewerberbewertung falsche Tatsachenbehauptungen oder unzulässigerweise personenbezogene Daten enthält, können Sie eine spezialisierte Anwaltskanzlei damit beauftragen, juristisch gegen die Bewertung auf kununu vorzugehen.
Für positive Bewertungen sorgen – durch überzeugende Rückmeldungen und einen fairen Bewerbungsprozess!
Langfristig sollte Ihr Ziel sein, dafür zu sorgen, dass positive Bewertungen von Bewerbern auf kununu auftauchen. Auch von Bewerber*innen, die letztlich abgelehnt worden sind.
Bewerber*innen sind in der Mehrzahl nämlich nicht sauer und schreiben frustrierte Bewertungen, weil sie abgelehnt worden sind, sondern weil die Behandlung und der Bewerbungsprozess unfair, undurchsichtig und unprofessionell abgelaufen ist.
Es kann also helfen, hier deutlich mehr Sorgfalt und auch Fairness walten zu lassen. Selbst abgelehnte Bewerber sollten sich dazu animiert fühlen, positiv im Internet über Ihr Unternehmen zu berichten.
Hierbei hilft es, zunächst jede eingegangene Bewerbung überhaupt zu bestätigen – dies vermittelt den Bewerbern ein Gefühl der Sicherheit. Unternehmen sollten Ablehnungen zeitnah und, wenn es geht, begründet mitgeteilen.
Arbeitgeber sollten sich auf Vorstellungsgespräche gut vorbereiten. Die meisten negativen Bewertungen auf kununu rühren daher, dass keine Rückmeldung erfolgte oder das Vorstellungsgespräch nicht professionell geführt worden ist.
Ich habe auf Kununu den Bewerbungsprozess mit einer dubiosen Firma bewertet, scheinbar konnte man mich identifizieren und hat mir dann eine Abmahnung geschickt. Wegen unwahrer Tatsachenbehauptungen und so weiter. Habe die Unterlassungserklärung unterschrieben und musste fast 600 Euro Anwaltskosten zahlen. So viel zum Thema Kununu und Bewertungsprozess bewerten – lieber nicht..
Ich habe auch eine Abmahnung wegen einer Kununu-Bewertung bekommen. Habe den Bewerbungsprozess geschildert und es kam eine Abmahnung. Kann also die Bewertung von „Andreas“ da oben nur bestätigen. SEHR vorsichtig sein!!!
Eine rechtlich zulässige Bewerber-Bewertung auf Kununu führt nicht notwendiger Weise zu einer Abmahnung. Es kommt auf den Inhalt an.
Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Thomas Feil