Krypto Betrug – Was tun?

Lesezeit: ca. 9 Minuten

Die Tricks der Betrüger werden immer raffinierter und so mancher unerfahrene Anleger fällt auf sie herein. Die Rede ist von Krypto- und Anlagebetrug. Aber was können die Anleger dagegen tun, die zum Beispiel ihr Geld in eine andere Währung investieren wollen? Nicht selten fallen sie auf die Betrugsmasche der Täter herein, die oft mit den erbeuteten Beträgen spurlos verschwinden.

Dies nehme ich zum Anlass, um über die Risiken bei Anlagen zu informieren. Außerdem kläre ich über die rechtlichen Rahmenbedingungen auf und gebe Tipps, was Sie unternehmen können, wenn Sie zu den Opfern eines solchen Betrugsfalls gehören.

Wie der Anlagebetrug mit Kryptowährung funktioniert

Unter dem klassischen Anlagebetrug versteht der Jurist den Handel mit Aktien, Immobilien und Edelmetallen, der einer betrügerischen Absicht unterliegt. Mit der Einführung von Bitcoin als handelbare Digitalwährung ist die Möglichkeit einer neuen Form von Betrug in den Markt eingetreten.

Krypto-Betrug mit Bitcoin

Mit der Zeit hat sich herausgestellt, dass der Kurs von Bitcoin langsam an Wert gewann, was das Interesse der Anleger auf sich zog. Angestoßen durch diesen Trend haben sich im Internet immer mehr Trading-Plattformen gebildet, die Bitcoins im Tausch für Realwährung anboten.

Diese legale Praktik des Tauschgeschäfts findet heute noch statt. Leider befinden sich heute wie damals darunter viele Betrüger.

Professionelle Webseiten für den Betrug

Das Vorgehen ist dabei fast immer gleich. Die Webseiten der Trader sind professionell gestaltet und werben mit günstigen Konditionen und Zusatzleistungen. Sobald ein Kunde einen größeren Betrag investiert, geben die Betreiber eine Empfehlung für einen besser geeigneten Trader heraus.

Bitcoinadresse kommt von den Tätern

Willigt der Kunde diesem Geschäft ein, so weist der Betrüger ihm eine Bitcoinadresse zu, auf die dieser das Geld überweisen soll. Hat der Kunden einmal den Transfer abgeschlossen, verschwinden die Betrüger im Anschluss darauf mit der digitalen Währung.

Zielwallet und Empfängerkonto verifiziert?

Diese Art des Betrugs ist deshalb möglich, weil das Konto der E-Wallet nicht verifiziert ist. Das heißt, dass das Konto keiner Person direkt zugeordnet werden kann. Die Idee einer Krypto-Wallet ist, dass nur die Person Zugriff hat, die im Besitz des Passwortes ist. Die Betrüger sind die Einzigen, die das Passwort haben und können deshalb die übertragenden Bitcoins leicht stehlen.

Was der Gesetzgeber dagegen tut

Der Beginn einer jeden Ermittlung ist die Anzeige. Im Falle des Krypto Betrugs wird ein Verfahren nach § 261 StGB eröffnet, das den Verdacht der Geldwäsche oder unerlaubter Bank- und Zahlungsgeschäfte zum Gegenstand hat.

Krypto-Betrug und Strafrecht

Die Betrugsmasche kann auch andere Bereiche des Strafgesetzes berühren, zu denen der Computerbetrug, Ausspähen von Daten, Fälschung beweiserheblicher Daten bzw. Täuschung im Rechtsverkehr und Datenveränderung zählen.

Kryptowährung ein Finanzinstrument?

Allerdings hat die Rechtsprechung einige Grenzen, was die Verfolgung von Betrugsstraftaten erschwert. So entschied das Kammergericht Berlin (Az. (4) 161 Ss 28/18 (35/118)) noch im Jahr 2018, dass Kryptowährungen kein Finanzinstrument im Sinne des Kreditwesens sind. Demnach stellte der Handel mit Kryptowährungen keine finanziellen Verbindlichkeiten dar, an die sich die Handelspartner halten müssen.

Gesetzeslücke geschlossen

Wegen dieser Rechtslücke entwickelte der Gesetzgeber am 01.01.2020 das Kreditwesengesetz, das von nun an Kryptowährungen als Finanzinstrumente betrachtet. In diesem Gesetz ist festgehalten, dass die Verwahrung von Kryptowährung einer Erlaubnis bedarf und bei unerlaubter Entwendung, dies unter Strafe steht. Damit ist der Weg geschaffen, die Betrüger strafrechtlich zu verfolgen.

Wie die Ermittler vorgehen

In Deutschland sind das Landeskriminalamt (LKA) und Bundeskriminalamt (BKA) für die Strafverfolgung bei Anlagebetrug zuständig. Besteht der Verdacht der Geldwäsche, wird dies der Generalzolldirektion in Köln, die Teil der Financial Intelligence Unit (FIU) ist, gemeldet. Ist der Verdacht ausreichend belegt, kann die Generalzolldirektion die betroffenen Konten bis aufs weitere sperren, um den Geldabfluss zu verhindern.

Bei Geldabflüssen über die Grenzen Deutschlands hinaus ist das European Cybercrime Centre (EC3) bei Europol zuständig. Sollten die Verflechtungen international sein, dann kann auch Interpol mit Sitz in Singapur bei der Strafermittlung tätig werden.

Im Fokus der Ermittler steht in erster Linie, die Identität der Täter herauszufinden und Beweise für die Straftaten zu sammeln. Dies ist alles andere als einfach, da die Anonymität bei der virtuellen Währung besteht und es zusätzliche Verschleierungstaktiken im Internet gibt.

Der Weg der Verschleierung

Zunächst einmal existieren die Bitcoins in einer sogenannten Blockchain. Dabei handelt es sich um einen Datensatz, der als Kopie dezentral auf mehreren Rechnern gespeichert ist. Dadurch ist es fälschungssicher und beinhaltet die Grunddaten der Transaktion. Auf diese Weise kann die Kette der Transaktionen von einem Konto auf das andere nachvollzogen werden.

Verschleierung durch Coin-Mixing

Um diese Wege zu verschleiern, gibt es Methoden wie das Coin-Mixing oder die CoinJoin-Transaktion. Bei diesen Verfahren werden die Bitcoins vermischt und auf neue Konten verteilt. Dadurch wird es den Strafverfolgungsbehörden erschwert, die Inhaber der neuen E-Wallets festzustellen.

Krypto-Betrug durch Mittelsmann

Eine andere Art der Verschleierung, die früher praktiziert wurde, ist die Verwendung eines Mittelsmanns. Der Täter suchte sich eine vertrauenswürdige Person und wies diese an, ihr Konto zur Verfügung zu stellen. Dieser Mittelsmann wird als Finanzagent bezeichnet und hatte den Auftrag, das erworbene Geld entweder bar auszuzahlen oder auf ein Konto bei Western Union oder MoneyGram zu überweisen.

Anonymität und Geldwäsche

Bei diesem Vorgehen achtete der Betrüger darauf, dass die Anonymität zwischen ihm und dem Finanzagenten gewahrt wird. Oft war ihm nicht bewusst, dass er für die Geldwäsche benutzt wurde. Der Mittelsmann wurde hingegen von den Strafverfolgern gefasst, der aber keine weitere Auskunft über den Täter erbringen konnte. Die Spur verlief im Sande.

Diese Vorgehensweise ist mit der Kryptowährung obsolet geworden, da der Finanzagent nicht mehr gebraucht wird. Heutzutage gibt es eine Vielzahl von Betrugsmethoden, wie das Phishing oder der Erpressung durch Ransomware, die das Erbeuten von Geld einfacher gestaltet.

Was Sie bei Krypto Betrug unternehmen können

Zunächst einmal ist es wichtig, die Beweismittel zu sammeln. Das können Screenshots von der Trading-Plattform, Chatprotokolle, Zahlungsbelege oder Daten des Unternehmens sein.

Spurenverfolgung über Anydesk oder TeamViewer

Sollten Sie Opfer durch eine Fernsteuersoftware geworden sein, wie beispielsweise AnyDesk oder TeamViewer, dann löschen Sie nicht die Software. Die Daten können noch ausgelesen werden, wie die IP-Adresse, die Aufschlüsse über den Täter bringen.

Strafanzeige stellen

Der nächste Schritt ist, den Fall zur Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft zu bringen. Sie haben die Möglichkeiten, dies persönlich zu tun oder über einen Anwalt für Anlagebetrug. Verlieren Sie dabei nicht zu viel Zeit. Die Ermittlungsbehörden sind nämlich in der Lage, eventuell die Konten des Betrügers einzufrieren, um den Geldabfluss ins Ausland zu stoppen.

Krypto-Betrug und das Schamgefühl

Leider ist es in der Realität häufig so, dass die Betroffenen dies nur in 10 % der Fälle tun. Gründe dafür können das Schamgefühl sein, auf einen Krypto Betrug hereingefallen zu sein oder die Angst bei der Untersuchung des Beweismaterials private Details über das Privatleben der Polizei offenzulegen.

Unterstützung durch die BaFin

Zudem gibt es die Option bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sich über ein Unternehmen zu informieren. Dort werden alle Unternehmen gelistet, die eine Zulassung haben und gegen die bereits eine Beschwerde vorliegt. In seltenen Fällen können Sie Ihre Bank noch beauftragen, das Geld zurückzubuchen.

Tipps gegen den Anlagebetrug und Krypto-Betrug

Eine der Grundregeln heißt, sich selbst zu informieren. Der Markt um die Kryptowährungen ist kaum reguliert, weshalb es Betrügern einfach fällt, ihre illegalen Geschäftspraktiken durchzuführen. Daher empfehle ich ihnen, sich zunächst über den Online-Broker ihrer Wahl genau zu informieren. Dies verhindert zumindest, dass Sie auf einen bekannten Betrüger hereinfallen.

Aber es gibt noch eine Reihe von Dingen, die Sie unternehmen können, um nicht in die Hände von Betrügern zu geraten.

Tricks, auf die Sie achtgeben sollten

  • Schenken Sie der Werbung mit Prominenten, die für eine Geldanlage werben, keinen Glauben. Diese wird als Mail verschickt oder in den sozialen Netzwerken geteilt.
  • Wie immer heißt es, klingt eine Geschäftsidee zu gut, dann ist sie wahrscheinlich nicht wahr. Das trifft auch auf übermäßig gut bewertete Webseiten zu.
  • Sollten Sie sich für eine Webseite eines Brokers interessieren, dann werfen Sie als Erstes einen Blick in dessen Impressum. Ein Alarmsignal ist eine fehlende oder fehlerhafte Adresse.
  • Überprüfen Sie auch die Internetadresse und ob die Webseite die HTTPS-Verschlüsselung benutzt. Manche Betrüger kopieren andere seriöse Anbieter, indem sie einen ähnlichen Namen in der URL stehen haben.
  • Wie steht es mit der Kontaktaufnahme? Schauen Sie, ob Sie mit dem Kundenservice über Telefon, Chat oder Videocall in Kontakt treten können. Das Fehlen dieser Optionen oder ein unglaubwürdiger Name des Beraters sollte Sie misstrauisch machen.
  • Lassen Sie sich nie unter Druck setzen. Betrüger wissen, dass die Gier nach hohen Gewinnen Anleger unvorsichtig werden lässt. Deshalb sind Angebote mit kurzer Entscheidungszeit zu meiden.
  • Auch wenn der Broker Sie zu weiteren Geschäften drängt, sollten Sie die Finger davon lassen. Er erklärt dies mit steigenden Kosten bei den Steuern, Provisionen, Kautionen und der gleichen.
  • Vertrauen Sie auch keinen schriftlichen Zusagen, die Ihnen eine Auszahlung versichern. Früher hieß das, Papier ist geduldig.
  • Geben Sie niemals Zugriff auf Ihren Computer durch den Kundenservice einer Trading-Plattform. Für das, was auf Ihrem Computer vor sich geht, sind Sie zuständig.
  • Die alten Weisheiten, wie niemals Passwörter an Mitarbeiter weiterzugeben, keine Links und Anhänge in unbekannten E-Mails zu öffnen und die Weitergabe von Ausweisdokumenten an Unbefugte, gelten beim Anlagebetrug mehr denn je.

Verlust und das Absetzen von der Steuer

Zum Ende hin, möchte ich noch ein paar Worte darüber verlieren, was Sie bei einem Vermögensschaden für Möglichkeiten haben. Vielleicht verschließt das einige der Wunden, die Sie bei einem Krypto Betrug erlitten haben. Allerdings gibt es darauf keine Garantie, ob das Finanzamt die Verluste anerkennt, und hängt immer von dem Einzelfall ab.

Private Veräußerungsgeschäfte

Zunächst einmal handelt es sich bei Geschäften mit Kryptowährung, die als Privatanleger erworben werden, um private Veräußerungsgeschäfte. Haben Sie einen Verlust durch das Geschäft erlitten, müssen Sie dieses in der Steuererklärung in der Anlage SO angeben. Das Finanzamt prüft daraufhin, ob sie den Krypto Betrug als Verlust anrechnen kann.

Außergewöhnliche Belastung durch Krypto-Betrug

Dies passiert zum Beispiel, wenn der Verlust eine außergewöhnliche Belastung darstellt. In diesem Fall gibt die Strafverfolgungsbehörde die Verfolgung auf, da es zu wenige Spuren gibt, die zum Täter führen und die betroffene Person wird mit dem Schaden allein gelassen. Sollte der finanzielle Schaden eine existenzielle Gefährdung darstellen, dann kann es sein, dass der Verlust steuerlich absetzbar ist.

Krypto-Betrug – Geld zurück! Geben Sie nicht auf!

Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit ein wenig weiterhelfen und passen Sie auf sich auf bei Geldgeschäften!

Bei Rechtsfragen zum Krypto-Betrug und Trading-Betrug treten Sie gern mit mir in Kontakt. Als Fachanwalt für IT-Recht mit über 25 Jahre Berufserfahrung als Rechtsanwalt berate ich Sie gern. Meine Mailadresse: feil@recht-freundlich.de. Sprechen Sie mich bei Krypto-Betrug an.

FAQ Krypto Betrug – Was tun?

Kann man bei Krypto alles verlieren?

Echte, dezentrale Kryptowährungen, die durch Blockchain-Technologie geschürft und gehandelt werden, sind nicht zwingend zweifelhaft oder unseriös. Spekulieren Sie aber mit Bitcoin und ähnlichen Kryptowährungen, so ist das denkbar mit einem Besuch in einem Casino vergleichbar (Bitcoin kaufen und schürfen). Investieren Sie nur Geld, das Sie nicht dringend benötigen, da Sie es möglicherweise verlieren können.

Wie lange muss man Krypto halten?

Halten Sie Kryptowährung Tokens länger als ein Jahr, bevor Sie sie verkaufen, dann sind Gewinne, die daraus erzielt werden, steuerfrei, ebenso wie mögliche Verluste.

Wie erfährt das Finanzamt von Bitcoin-Gewinnen?

Da die meisten Zahlungsdienste eine Identitätsüberprüfung bei Einzahlungen mit FIAT-Geld erfordern, ist die Einzahlung einer bestimmten Person zuzuordnen. Aufgrund dieser Grundlage kann dann die vollständige Transaktionsgeschichte dieser Person aufgedeckt und somit eine mögliche Steuerschuld nachgewiesen werden.

Fachanwalt IT-Recht Thomas Feil

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Rechtsanwalt Thomas Feil in den Medien

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