Geld vom Konto geklaut – Was tun?

Phishing

Ein Leitfaden vom Fachanwalt für IT-Recht

1. Einleitung

Stellen Sie sich vor, Sie öffnen Ihre Banking-App und entdecken, dass Ihr Konto nahezu leergeräumt wurde – ein Schockmoment für jeden Betroffenen. Solche Szenarien sind leider keine Seltenheit mehr. Phishing-Angriffe und andere Arten des Online-Bankbetrugs nehmen in alarmierendem Maße zu. Phishing ist eine Form von Cyberkriminalität, bei der Betrüger sensible Informationen wie Passwörter oder Kontonummern von Opfern ergaunern, um anschließend ihre Bankkonten zu plündern.

In diesem Artikel erfahren Sie, was zu tun ist, wenn Sie Opfer eines solchen Angriffs geworden sind. Als spezialisierter Fachanwalt für IT-Recht biete ich Ihnen einen umfassenden Leitfaden, um die richtigen Schritte zu unternehmen und zu wissen, wie Sie vorgehen sollten, um rechtliche Unterstützung zu erhalten.

2. Was ist Phishing und wie funktioniert es?

Phishing ist eine Form des Betrugs, bei dem Angreifer versuchen, an Ihre persönlichen Daten zu gelangen – meist mit dem Ziel, finanzielle Vorteile zu erlangen. Diese Cyberkriminellen nutzen täuschend echte E-Mails, SMS oder Webseiten, um Nutzer dazu zu bringen, ihre Bankdaten oder Login-Informationen preiszugeben.

So läuft ein Phishing-Angriff oft ab:

  1. Der Angreifer sendet eine gefälschte Nachricht, die scheinbar von einer vertrauenswürdigen Quelle stammt, z. B. Ihrer Bank.
  2. Die Nachricht enthält häufig einen dringenden Hinweis, dass sofortiges Handeln erforderlich ist, wie etwa „Ihr Konto wurde gesperrt, klicken Sie hier, um es zu reaktivieren.“
  3. Der Nutzer wird auf eine gefälschte Webseite geleitet, die aussieht wie die offizielle Seite seiner Bank.
  4. Dort gibt er unwissentlich seine Zugangsdaten ein, die sofort an den Angreifer weitergeleitet werden.
  5. Der Angreifer nutzt die Informationen, um Zugriff auf das Bankkonto zu erlangen und Überweisungen auf eigene Konten vorzunehmen.

Es gibt unterschiedliche Formen von Phishing, von gefälschten E-Mails über Telefonanrufe (sogenanntes „Vishing“) bis hin zu SMS-Nachrichten („Smishing“). Egal welche Methode verwendet wird, das Ziel ist immer dasselbe: den Zugang zu Ihrem Konto zu erhalten.

3. Anzeichen dafür, dass Ihr Konto gehackt wurde

Wenn Ihr Bankkonto gehackt wurde, gibt es einige typische Anzeichen, die darauf hindeuten:

  • Unbekannte Transaktionen: Sie bemerken Buchungen oder Abbuchungen, die Sie nicht getätigt haben.
  • Warnmeldungen von Ihrer Bank: Ihre Bank benachrichtigt Sie über unregelmäßige Aktivitäten oder versucht, Sie wegen verdächtiger Transaktionen zu kontaktieren.
  • Login-Probleme: Sie können sich plötzlich nicht mehr in Ihr Online-Banking einloggen, obwohl Ihre Zugangsdaten korrekt sind.
  • Passwortänderungen ohne Ihr Wissen: Sie erhalten Benachrichtigungen über eine Passwortänderung, die Sie nicht initiiert haben.

Falls Sie eines dieser Anzeichen bemerken, sollten Sie unverzüglich handeln, um weiteren Schaden zu vermeiden. Schnelles Handeln kann oft verhindern, dass noch mehr Geld verloren geht.

4. Erster Schritt: Sofortmaßnahmen nach dem Konto-Hack

Wenn Sie feststellen, dass Ihr Konto gehackt wurde, gibt es einige Sofortmaßnahmen, die Sie unbedingt ergreifen sollten:

  1. Sperren Sie Ihr Konto
    Melden Sie sich sofort bei Ihrer Bank und lassen Sie Ihr Konto sperren. Die meisten Banken bieten Notfallnummern an, die rund um die Uhr erreichbar sind. Dies ist der wichtigste Schritt, um zu verhindern, dass der Angreifer weiteres Geld von Ihrem Konto abbucht.
  2. Ändern Sie Ihre Zugangsdaten
    Sobald Ihr Konto gesperrt wurde, ändern Sie alle Zugangsdaten für Ihr Online-Banking. Achten Sie darauf, ein starkes und einzigartiges Passwort zu wählen, das nicht leicht zu erraten ist.
  3. Überprüfen Sie alle Transaktionen
    Gehen Sie Ihre Kontoauszüge durch und notieren Sie sich alle verdächtigen Transaktionen. Dies wird Ihnen später bei der Anzeige und bei der Zusammenarbeit mit Ihrem Anwalt und der Bank helfen.
  4. Kontaktieren Sie einen IT-Recht-Anwalt
    Ein Fachanwalt für IT-Recht kann Ihnen helfen, Ihre rechtlichen Ansprüche durchzusetzen und Sie bei den nächsten Schritten beraten. Oft ist es notwendig, professionellen Rat einzuholen, um den Schaden zu minimieren und zu verstehen, welche Möglichkeiten Ihnen rechtlich offenstehen.

5. Rechtliche Schritte: Was tun, wenn Geld vom Konto gestohlen wurde?

Der rechtliche Rahmen bei Phishing-Angriffen ist in Deutschland klar geregelt. Sobald Sie feststellen, dass Geld von Ihrem Konto gestohlen wurde, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:

  1. Anzeige bei der Polizei erstatten
    Der erste und wichtigste Schritt ist, den Vorfall bei der Polizei anzuzeigen. Cyberkriminalität ist ein strafbares Delikt, und die Strafverfolgungsbehörden können Untersuchungen einleiten. Achten Sie darauf, alle relevanten Beweise zu sichern – wie Phishing-E-Mails oder verdächtige Nachrichten.
  2. Ihre Bank informieren und den Schaden melden
    Informieren Sie Ihre Bank so schnell wie möglich über den Vorfall. Banken sind verpflichtet, den Fall zu untersuchen. In vielen Fällen wird die Bank das Geld zurückerstatten, wenn Sie nachweisen können, dass der Verlust durch Phishing verursacht wurde und Sie keine grobe Fahrlässigkeit begangen haben.
  3. Schriftliche Stellungnahme einreichen
    Viele Banken verlangen eine schriftliche Stellungnahme über den Vorfall. In dieser sollten Sie genau darlegen, was passiert ist, und erklären, warum Sie davon ausgehen, dass es sich um einen Phishing-Angriff handelt. Ein Anwalt kann Ihnen dabei helfen, diese Erklärung professionell zu formulieren.
  4. Zivilrechtliche Schritte prüfen
    In einigen Fällen kann es notwendig sein, den entstandenen Schaden zivilrechtlich geltend zu machen. Das ist besonders dann der Fall, wenn die Bank nicht bereit ist, den Schaden vollständig zu übernehmen. Hier kommt ein spezialisierter Anwalt ins Spiel, der Sie beraten kann, wie Sie Ihre Ansprüche durchsetzen.

6. Wer haftet für den Schaden?

Die Frage der Haftung ist oft ein zentrales Thema, wenn es um gestohlene Gelder nach einem Phishing-Angriff geht. In der Regel haften Banken für unberechtigte Abbuchungen, es sei denn, sie können nachweisen, dass der Kunde grob fahrlässig gehandelt hat.

Was bedeutet grobe Fahrlässigkeit?

Grobe Fahrlässigkeit bedeutet, dass der Kunde grundlegende Sicherheitsmaßnahmen missachtet hat, wie zum Beispiel:

  • Die Weitergabe von PIN oder TAN an Dritte,
  • Die Nutzung unsicherer Internetverbindungen für das Online-Banking,
  • Das Ignorieren von Sicherheitswarnungen.

In solchen Fällen könnte die Bank die Haftung ablehnen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die Beweislast in der Regel bei der Bank liegt – sie muss nachweisen, dass Sie fahrlässig gehandelt haben.

Haftung der Bank

Wenn Sie keine grobe Fahrlässigkeit begangen haben, muss die Bank den Schaden in der Regel ersetzen. Dies ist im Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) und im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) klar geregelt.

7. Anzeige erstatten: Warum es wichtig ist, den Vorfall zu melden

Eine polizeiliche Anzeige ist aus mehreren Gründen wichtig:

  • Strafverfolgung: Nur durch eine Anzeige kann die Polizei Ermittlungen einleiten, um den oder die Täter zu finden.
  • Schadensregulierung: Viele Banken verlangen eine Anzeige bei der Polizei, bevor sie bereit sind, den Schaden zu regulieren. Ohne Anzeige könnte Ihre Bank eine Rückerstattung verweigern.

Um eine Anzeige zu erstatten, sollten Sie möglichst viele Informationen zur Verfügung stellen:

  • Den Zeitpunkt, an dem der Angriff passiert ist,
  • Die Art des Phishings (E-Mail, SMS, etc.),
  • Screenshots der verdächtigen Nachrichten,
  • Eine Liste der gestohlenen Beträge.

8. Wie IT-Recht-Anwälte helfen können

Die rechtliche Unterstützung durch einen Fachanwalt für IT-Recht ist in Fällen von Phishing oft unverzichtbar. Ein spezialisierter Anwalt kann:

  • Ihre rechtlichen Ansprüche geltend machen, sowohl gegenüber der Bank als auch gegenüber anderen Beteiligten.
  • Verhandlungen mit der Bank führen, um sicherzustellen, dass der Schaden ersetzt wird.
  • Spezielle IT-Forensik-Experten hinzuziehen, um zu beweisen, dass der Angriff nicht durch eigene Fahrlässigkeit verursacht wurde.

Ein erfahrener IT-Recht-Anwalt kennt die Feinheiten des Rechts in diesen Fällen und kann Ihnen helfen, Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Schadensregulierung zu maximieren.

9. Schutz vor zukünftigen Angriffen: Präventive Maßnahmen

Nachdem Sie die rechtlichen Schritte eingeleitet haben, ist es wichtig, sich vor zukünftigen Angriffen zu schützen. Hier einige präventive Maßnahmen, die Sie ergreifen können:

  • Installieren Sie Sicherheitssoftware: Antivirus-Programme und Firewalls bieten Schutz vor vielen Cyberangriffen.
  • Nutzen Sie Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA): Wo immer möglich, aktivieren Sie 2FA für Ihre Online-Konten. Dadurch wird ein zusätzlicher Schutzschritt hinzugefügt.
  • Seien Sie vorsichtig mit Links und Anhängen: Öffnen Sie keine E-Mails oder Anhänge von unbekannten Absendern, und klicken Sie nicht auf verdächtige Links.
  • Überwachen Sie Ihre Konten regelmäßig: Überprüfen Sie Ihre Kontostände und Transaktionen regelmäßig, um verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu bemerken.

10. Fazit

Phishing-Angriffe sind eine ernsthafte Bedrohung, aber wenn Sie schnell und richtig handeln, können Sie den Schaden oft minimieren. Der wichtigste Schritt nach einem solchen Angriff ist, Ihr Konto sofort zu sperren und die Bank zu informieren. Rechtliche Unterstützung durch einen spezialisierten Fachanwalt für IT-Recht kann Ihnen helfen, Ihre Ansprüche erfolgreich geltend zu machen und sicherzustellen, dass Sie den finanziellen Verlust erstattet bekommen.

Warten Sie nicht zu lange, wenn Sie Opfer eines Phishing-Angriffs wurden – schnelles Handeln und rechtliche Beratung sind entscheidend, um sich effektiv zu schützen und den Schaden zu beheben.


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