Rechnungsbetrug mit falschen Rechnungen

Internetbetrug

Seit Beginn der Corona-Pandemie haben Homeoffice und die damit verbundenen veränderten Arbeitsbedingungen eine deutliche Zunahme an betrügerischen Rechnungen zur Folge. Viele Betroffene, darunter sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen, werden mit gefälschten Rechnungen konfrontiert, die auf den ersten Blick vollkommen echt erscheinen. Diese Art des Rechnungsbetrugs ist mittlerweile eine der häufigsten Methoden, um ahnungslose Menschen zu schädigen und erhebliche finanzielle Verluste zu verursachen.

In diesem Beitrag möchte ich als spezialisierter Fachanwalt für IT-Recht aufklären, wie diese Betrugsmasche funktioniert, wie Sie als Opfer reagieren sollten und welche rechtlichen Möglichkeiten Ihnen zur Verfügung stehen. Meine Kanzlei unterstützt regelmäßig Betroffene von Rechnungsbetrug dabei, die richtigen Schritte einzuleiten, um Verluste zu minimieren und, wenn möglich, Gelder zurückzuholen.

1. Die aktuelle Betrugsmasche: Manipulierte PDF-Rechnungen und falsche Überweisungen

Eine der neuesten Methoden des Rechnungsbetrugs, die besonders seit 2023 vermehrt auftritt, ist die Manipulation echter PDF-Rechnungen. Hierbei hacken sich Betrüger in die IT-Systeme von Unternehmen oder Selbstständigen ein und ändern die Zahlungsdaten bestehender Rechnungen ab. Der Empfänger erhält daraufhin eine Rechnung, die auf den ersten Blick von einem vertrauenswürdigen Geschäftspartner stammt – die enthaltene IBAN jedoch führt zu einem Betrügerkonto. Da die Betrüger dabei oft sehr gezielt vorgehen und die Rechnung weiterhin alle relevanten Informationen des echten Rechnungsstellers enthält, ist der Betrug schwer zu erkennen.

Sobald das Opfer den Rechnungsbetrag überwiesen hat, wird das Geld rasch auf weitere, meist im Ausland ansässige Konten weitertransferiert, was eine Rückverfolgung und Rückholung des Geldes erheblich erschwert. Selbst wenn der Betrug später auffällt, sind die Chancen, die Zahlung zurückzuerhalten, in vielen Fällen gering. Dies zeigt, wie wichtig es ist, bereits im Vorfeld Maßnahmen zu ergreifen, um sich gegen Rechnungsbetrug zu schützen.

2. Wie gelangen Betrüger an Ihre Daten?

Eine Frage, die sich viele Betroffene stellen, ist: „Wie sind die Betrüger überhaupt an meine Daten gelangt?“ Die Antwort darauf ist oft beunruhigend, denn die Täter nutzen verschiedene Methoden, um an persönliche und geschäftliche Informationen zu kommen:

  • Gehackte Datenbanken: Unternehmen und Organisationen speichern große Mengen an Kundendaten. Sobald ein Hacker in eine Datenbank eindringt, kann er auf personenbezogene Informationen zugreifen und diese entweder selbst nutzen oder weiterverkaufen. Die gestohlenen Daten werden häufig im Darknet angeboten, wo Betrüger darauf zugreifen.
  • Phishing-Kampagnen: Betrüger versenden Massen an gefälschten E-Mails, die darauf abzielen, Anmeldeinformationen oder andere sensible Daten zu erlangen. Sobald der Betroffene auf einen Link klickt und seine Daten eingibt, können die Betrüger diese Informationen für weitere kriminelle Aktivitäten nutzen.
  • Gefälschte Gewinnspiele und Formulare: Auch vermeintlich harmlose Aktionen, wie Online-Gewinnspiele oder Umfragen, können dazu führen, dass Betrüger an Ihre Daten gelangen. Diese Methoden wirken oft besonders glaubwürdig und zielen darauf ab, dass die Opfer selbst die benötigten Informationen preisgeben.
  • Gestohlene physische Unterlagen: Selbst in der digitalen Welt kommt es vor, dass Betrüger physische Unterlagen wie Briefe oder Rechnungen stehlen, um an persönliche Informationen zu gelangen.

3. Rechnungsbetrug erkennen: 6 hilfreiche Tipps zur Prävention

Das Wichtigste, um sich vor Rechnungsbetrug zu schützen, ist ein gesundes Maß an Misstrauen und Aufmerksamkeit im Umgang mit Rechnungen, die per E-Mail oder auch postalisch zugesandt werden. Hier sind sechs wertvolle Tipps, die Ihnen helfen, einen Betrugsversuch rechtzeitig zu erkennen:

1. Überprüfen Sie die Angaben des Absenders:
Prüfen Sie die E-Mail-Adresse des Absenders. Stimmen der Name und die Adresse überein? Nutzen Sie Suchmaschinen oder das Handelsregister, um sicherzustellen, dass die Absenderinformationen korrekt sind. Oft sind die Angaben nur geringfügig verändert, was auf den ersten Blick nicht auffällt.

2. Ist diese E-Mail für mich bestimmt?
Seien Sie misstrauisch, wenn Sie eine Rechnung erhalten, die Sie nicht erwarten. Kennen Sie den Absender? Haben Sie eine Bestellung aufgegeben oder einen Vertrag abgeschlossen, der eine solche Zahlung rechtfertigt? Wenn Zweifel bestehen, sollten Sie Rücksprache halten, bevor Sie Zahlungen tätigen.

3. Die Aufmachung der E-Mail – Hinweise auf Rechnungsbetrug:
Achten Sie auf Unstimmigkeiten im Text. Ist die Anrede unpersönlich („Sehr geehrte Kundin, sehr geehrter Kunde“)? Fehlen rechtlich erforderliche Angaben wie der vollständige Firmenname, die Adresse oder die Handelsregisternummer? All diese Details können Anzeichen für eine gefälschte Rechnung sein.

4. Kontrollieren Sie den Mail-Header:
Der Mail-Header enthält viele Informationen über die Herkunft der Nachricht. Vergleichen Sie die E-Mail-Adresse im Header mit der offiziellen E-Mail-Adresse des Absenders. Betrüger nutzen oft leicht abweichende Adressen, die bei flüchtiger Betrachtung täuschend echt wirken.

5. Überprüfen Sie den Datei-Anhang:
Viele betrügerische Rechnungen werden als PDF-Datei angehängt. Achten Sie darauf, ob die Rechnung generische Anreden enthält, oder ob die Kontodaten auffällig sind. Vergleichen Sie die Bankverbindung mit vorherigen Rechnungen des gleichen Absenders. Wenn es Unstimmigkeiten gibt, sollten Sie misstrauisch werden.

6. Haben Sie etwas bestellt?
Wenn Sie keine Dienstleistung oder Ware bestellt haben, besteht die Möglichkeit, dass die Rechnung gefälscht ist. Betrüger versuchen oft, Opfer durch drohende Konsequenzen (wie rechtliche Schritte) zur Zahlung zu bewegen. Lassen Sie sich davon nicht einschüchtern und prüfen Sie die Situation genau.

4. Was tun, wenn Sie bereits auf eine falsche Rechnung hereingefallen sind?

Auch wenn Sie bereits auf einen Betrug hereingefallen sind, gibt es Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um den Schaden zu minimieren. Es ist wichtig, schnell zu handeln, um eventuell verlorene Gelder zurückzuholen und weitere Konsequenzen zu verhindern.

Falls Sie auf einen schadhaften Link in einer E-Mail geklickt haben, sollten Sie umgehend folgende Schritte einleiten:

  • Virenscan durchführen: Führen Sie einen vollständigen Virenscan auf Ihrem Computer durch, um sicherzustellen, dass keine Schadsoftware installiert wurde. Aktualisieren Sie Ihre Antivirensoftware, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.
  • Back-up anlegen: Machen Sie eine Systemsicherung, bevor Sie weitere Maßnahmen ergreifen. So können Sie im Fall einer Infektion wichtige Daten wiederherstellen.
  • Passwörter ändern: Ändern Sie die Passwörter Ihrer Online-Dienste, insbesondere von Banken, sozialen Medien und E-Mails. Nutzen Sie ein sicheres Gerät, das nicht von der Schadsoftware betroffen ist.
  • Zugangskontrollen überprüfen: Überprüfen Sie, ob weitere unberechtigte Zugriffe auf Ihre Accounts erfolgt sind und setzen Sie gegebenenfalls zusätzliche Sicherheitseinstellungen (z. B. Zwei-Faktor-Authentifizierung).

4.2 Schritte zur Erstattung einer Strafanzeige

Sollten Sie Opfer von Rechnungsbetrug geworden sein, können Sie Anzeige bei der Polizei erstatten. Dieser Schritt ist nicht nur wichtig, um den Fall zu dokumentieren, sondern bietet auch eine Grundlage, um mögliche Rückerstattungen einzufordern:

  • Strafanzeige stellen: Informieren Sie die Kriminalpolizei über den Betrug. Stellen Sie alle relevanten Informationen und Beweise, wie E-Mails, Rechnungen und Zahlungsbestätigungen, zur Verfügung.
  • Kontakt zur Bank aufnehmen: Setzen Sie sich so schnell wie möglich mit Ihrer Bank in Verbindung, um eine Rückbuchung der Zahlung zu versuchen. Je früher Sie die Bank kontaktieren, desto höher sind die Chancen auf eine erfolgreiche Rückholung.

5. Welche rechtlichen Möglichkeiten haben Sie? Unterstützung durch einen Anwalt

Die Unterstützung eines Anwalts kann in einem Betrugsfall entscheidend sein, insbesondere wenn es darum geht, den entstandenen Schaden zu minimieren und rechtliche Ansprüche geltend zu machen.

5.1 Chancen auf Rückerstattung der Gelder

Die Chancen, Ihr Geld zurückzubekommen, hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie der Geschwindigkeit Ihrer Reaktion und der rechtzeitigen Kommunikation mit Ihrer Bank. Unsere Kanzlei übernimmt die Prüfung Ihres individuellen Falles und unterstützt Sie bei der Kommunikation mit Banken und anderen involvierten Parteien. Wir arbeiten eng mit den entsprechenden Institutionen zusammen, um die Chancen auf eine Rückerstattung zu erhöhen.

5.2 Schadensersatzansprüche geltend machen

Wenn es sich herausstellt, dass die Zahlung aufgrund einer Sicherheitslücke des Dienstleisters erfolgt ist, könnten Schadensersatzansprüche bestehen. Dies ist besonders dann relevant, wenn die betroffenen Unternehmen keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben. Als Fachanwälte für IT-Recht übernehmen wir die rechtliche Prüfung und setzen gegebenenfalls Ihre Ansprüche durch.

6. Schlussfolgerung: Wachsamkeit ist der beste Schutz vor Rechnungsbetrug

Rechnungsbetrug stellt eine ernstzunehmende Gefahr in der heutigen digitalen Welt dar. Die Betrugsmaschen werden immer raffinierter, und die Täter profitieren von der zunehmenden Digitalisierung und der damit verbundenen Distanz zwischen Unternehmen, Kunden und Partnern.

Das Wichtigste, was Sie tun können, ist, sich und Ihre Mitarbeiter regelmäßig über neue Betrugsmethoden zu informieren und gesunde Skepsis zu entwickeln. Überprüfen Sie jede Rechnung sorgfältig, bevor Sie eine Zahlung veranlassen, und achten Sie besonders auf Abweichungen bei den Zahlungsinformationen.

Falls Sie dennoch Opfer eines Betrugs werden, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir stehen Ihnen zur Seite, um die richtigen rechtlichen Schritte einzuleiten, sei es durch die Erstattung einer Strafanzeige oder das Einfordern von Schadensersatz.

Kontaktieren Sie unsere Kanzlei, wenn Sie Fragen haben oder Unterstützung benötigen. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass Sie gegen Rechnungsbetrug bestmöglich gewappnet sind.

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